Führungskräfte mit Power

Gute Füh­rungs­kräf­te tra­gen in Unter­neh­men immer einen ent­schei­den­den Teil zum Erfolg des gesam­ten Teams bei. Ein Gespräch mit dem Füh­rungs­kräf­te-Coach Johan­nes Schmeer über unter­neh­me­ri­sche Power und leben­di­ge Unternehmenslenker.

Johannes Schmeer, selbstständiger Trainer, Berater und Coach. johannes-schmeer.com Abbildung: Paul Königer
Johan­nes Schmeer, selbst­stän­di­ger Trai­ner, Bera­ter und Coach. johannes-schmeer.com Abbil­dung: Paul Königer

Büroblog Schweiz: Sie fordern von Führungskräften unternehmerische Power. Was genau verstehen Sie darunter?

Johan­nes Schmeer: Unter­neh­me­ri­sche Power hat erst mal nichts mit dem Sta­tus des Unter­neh­mers zu tun. Es geht viel­mehr um die rich­ti­ge Hal­tung und das Han­deln die­ser Men­schen. Füh­rungs­kräf­te mit unter­neh­me­ri­schem Mind­set über­neh­men bei neu­en Pro­ble­men pro­ak­tiv Ver­ant­wor­tung, anstatt sich weg­zu­ducken. Sie tref­fen zeit­nah die fäl­li­gen Ent­schei­dun­gen, anstatt sie auf die lan­ge Bank zu schie­ben oder sie nach oben zu dele­gie­ren. Und schliess­lich set­zen unter­neh­me­ri­sche Füh­rungs­kräf­te ihre Ent­schei­dun­gen auch tat­säch­lich um und kom­men nicht mit der belieb­ten Aus­re­de, dass „der All­tag sie ein­ge­holt“ hät­te. Ver­ant­wor­ten, Ent­schei­den, Umset­zen. Das sind die Ele­men­tar­teil­chen unter­neh­me­ri­scher Füh­rung. Man soll­te mei­nen, alle drei Punk­te wären eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Doch genau das sind sie lei­der nicht.

So ein konsequentes unternehmerisches Handeln kostet Führungskräfte doch ganz schön Kraft. Woher soll die kommen?

Vie­le Füh­rungs­kräf­te arbei­ten seit Jah­ren immer mehr und immer ange­streng­ter. Die abneh­men­de Moti­va­ti­on erset­zen sie durch Selbst­dis­zi­plin. In der Fol­ge führt die zuneh­men­de Unzu­frie­den­heit zu einer inne­ren Zer­ris­sen­heit und die stän­di­gen Macht­kämp­fe zu gefähr­li­chen Zer­würf­nis­sen. Aus die­sem Gemisch her­aus ent­steht eines sicher nicht: Kraft für unter­neh­me­ri­sches Den­ken und Han­deln. Denn die­se Kraft kann nur aus dem Mit­ein­an­der ent­ste­hen. Aus der Art und Wei­se, wie die Füh­rungs­kräf­te mit dem Team zusammenarbeiten.

Wich­tig ist des­halb, dass die Men­schen wie­der ler­nen, kraft­voll zu arbei­ten anstatt nur ange­strengt. Dass sie wie­der rich­tig Spaß haben an dem, was sie tun, und das ist viel mehr, als nur „moti­viert“ zu sein. Und schließ­lich braucht es neu­en Ein­klang, sowohl im Umgang mit den Kol­le­gen als auch mit sich selbst. Die­ses leben­di­ge Mit­ein­an­der bil­det dann genau den Kraft­stoff und Motor, den es braucht, um der unter­neh­me­ri­schen Ver­ant­wor­tung gerecht wer­den zu können.

Sie haben gerade ein Buch veröffentlicht. Wie kam die Idee zu diesem?

Seit bald 30 Jah­ren habe ich viel mit Unter­neh­men zu tun, auf deren vol­lem Erfolg noch ein ziem­lich dicker Deckel liegt. Und erst ein­mal irri­tiert das. Denn meist bie­ten die­se Unter­neh­men gross­ar­ti­ge Pro­duk­te oder Dienst­lei­stun­gen an, die Pro­zes­se sind defi­niert, das Mar­ke­ting ist gut und die rich­ti­gen Leu­te sind an Bord. Wor­an liegt es also, dass die Zah­len noch nicht den Erfolg wider­spie­geln, den das Unter­neh­men eigent­lich ver­dient hat? Das wird klar, wenn man das Füh­rungs­team näher unter die Lupe nimmt. Hier wird deut­lich, wie dys­funk­tio­nal die Zusam­men­ar­beit läuft. Den Ursa­chen für die­se Miss­stän­de und vor allem deren Über­win­dung woll­te ich auf den Grund gehen und dazu habe ich die­ses Buch geschrieben.

Johannes Schmeer: "Führungskräfte mit unternehmerischer Power", Springer Gabler, 268 Seiten, 34,99 Euro.
Johan­nes Schmeer: „Füh­rungs­kräf­te mit unter­neh­me­ri­scher Power“, Sprin­ger Gab­ler, 268 Sei­ten, 34,99 Euro.

Wer sollte das Buch lesen?

Vom Geschäfts­füh­rer bis zum Team­lei­ter: jede Füh­rungs­kraft, die den besag­ten Deckel end­lich hoch­he­ben will. Sie fin­det hier Tools, um die eige­ne Situa­ti­on zu ana­ly­sie­ren und dann auch über­win­den zu können.

Sind auch persönliche Erfahrungen mit in das Buch eingeflossen?

Abso­lut, wenn auch auf sehr unter­schied­li­che Wei­se. Unter­neh­me­ri­sches Den­ken und Han­deln lag mir schon immer. Zum einen durch das Eltern­haus und zum ande­ren, weil ich seit Jahr­zehn­ten Gesell­schaf­ter unse­res Fami­li­en­un­ter­neh­mens sein darf. Ganz anders war es bei mir mit der Leben­dig­keit. Die war mir – eben­falls geprägt durchs Zuhau­se – schon in frü­hen Jah­ren abhan­den­ge­kom­men und ich muss­te sie mir über zahl­rei­che Fort- und Aus­bil­dun­gen erst wie­der erar­bei­ten. Im Rück­blick gibt das viel Sinn, denn heu­te ist genau das mei­ne Mis­si­on, die ober­sten Füh­rungs­teams eines Unter­neh­mens in neue Leben­dig­keit und unter­neh­me­ri­sches Mind­set zu führen.

Damit lebendig und unternehmerisch geführt wird: Welche Fehler sollten Manager auf jeden Fall vermeiden?

Drei typi­sche Kil­ler von Unter­neh­mer­tum sind erstens: Über­re­gu­lie­rung, die nicht für Klar­heit und Fort­schritt sorgt, son­dern für Ver­wir­rung und Erstar­rung. Wenn – zwei­tens – Füh­rungs­kräf­te bei andau­ern­den Kon­flik­ten nicht bereit sind, kon­se­quent die nöti­gen Schrit­te zu gehen, zieht das den Leu­ten eben­falls den Stecker. Und sehr beliebt ist drit­tens die Den­ke, dass es die Unter­neh­mens­kul­tur sei, die mehr Unter­neh­mer­tum ver­hin­dern wür­de. Mit sol­chen Aus­re­den bleibt aber alles nur beim Alten.

Der Leben­dig­keit im Team geht es dage­gen an den Kra­gen, wenn zu lan­ge an lieb gewon­ne­nen Lösun­gen fest­ge­hal­ten wird. Völ­lig destruk­tiv ist auch der Irr­glau­be, dau­ernd wie eine Maschi­ne funk­tio­nie­ren zu kön­nen. Und was fast alle über­se­hen: Smar­te Zie­le, so weit ver­brei­tet sie sein mögen, sind zu oft kraft- und saft­los. Ganz schlech­te Vor­aus­set­zun­gen, um am Ende erfolg­reich sein zu können.

Vielen Dank.

 

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