Am 15. März 2024 ist wieder Tag der Rückengesundheit. Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin, erläutert, wie Sie Rückenproblemen nachhaltig vorbeugen können.
Auf den Rücken wirken Faktoren wie Stress, psychische Belastungen, die falsche Haltung oder Vorerkrankungen negativ ein. Jeder Mensch muss einen eigenen Weg zur Gesundheit seines Rückens finden, den er in seinen Alltag integrieren kann.
Bewegung ist das A und O
Entgegen der ersten Assoziation ist Bewegung nicht gleich Sport, wenn es um Rückengesundheit geht. Selbst die kleinsten Dehnungen und Streckungen helfen. Sie müssen nicht direkt in intensive Trainingseinheiten ausarten. Der Spaziergang im Freien ist immer ideal, weil sich währenddessen die Wirbelsäule streckt und die Muskulatur entlastet. Aber auch jede andere einfache Bewegung unterstützt. Der Spaziergang hilft beträchtlich, das Körpergewicht zu regulieren und im besten Fall zu halten, da zu hohes Gewicht Schmerzen im Rücken hervorbringt. Wer mehr Gewicht mit sich herumträgt, belastet die Gelenke zusätzlich. Effizienter als nur Bewegung ist Sport immens hilfreich, einen gesunden Rücken zu bekommen oder zu halten. Sportarten wie Yoga, Nordic Walking oder Reiten eignen sich gut für einen gesunden Rücken, da sie die gesamte Stützanlage durch behutsame Übungen und Haltungen gezielt stimulieren. Tennis, Basketball und Surfen dagegen nicht, da hier meist einseitige und ruckartige Bewegungen stattfinden. Schlussendlich kennen Sie Ihren Körper aber am besten und können auf Ihr Gefühl vertrauen, was Ihnen guttut und von Nutzen ist.
Dabei ist allerdings die Rumpfmuskulatur nicht zu vergessen, die durch regelmässiges Training gefördert wird. Der Rumpf als Zentrum für Stärke, bestehend aus Brustkorb, Brust, Bauch, Rücken und Becken, überträgt Kraft vom Ober- in den Unterkörper, umgekehrt genauso. Diese Übergabe ist Voraussetzung für nahezu jede Bewegung. Durch eine täglich ausreichende Bewegung und körperliche Aktivität wird der Grundstein für einen gesunden Rücken gelegt.
Stress begünstigt Rückenschmerzen
Zu viele Aufgaben im Beruf, Probleme in der Beziehung, keine Zeit für ausgleichende Ruhephasen – diese Stressfaktoren sorgen neben anderen durch die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin, den bekanntesten Stresshormonen, für einen gesteigerten Blutdruck und Puls. Der Muskeltonus erhöht sich und ermöglicht somit unter anderem schmerzhafte Verspannungen. Die Muskeln spannen bei Stress an und ziehen sich zusammen. Dies passiert oft unmerklich bis zu dem Punkt, an dem beispielsweise die Versperrung im Kopf- und Schulterbereich so gross ist, dass eine Drehung des Schädels kaum noch beschwerdefrei möglich ist.
Entspannung ist das Stichwort. Um rückengesund zu bleiben, empfiehlt es sich, ein ausgewogenes Stressmanagement aufzubauen, das beispielsweise aus einem strukturierten Alltag mit gezielten Pausen und geplanten Aufgaben besteht. Neben den meist physischen Leiden des Rückens ist es wichtig, achtsam und stressreduzierend zu agieren. Das heisst zum Beispiel, sich nach einem stressigen Tag auch mal etwas Belohnendes gönnen. Eine wohltuende Konversation mit Freunden, eine lösende Massage oder eine Fahrradtour nach Feierabend. Ein gesundes Stressmanagement richtet einen gesunden Rücken aus. Festzustellen ist: Die psychische Balance ist ebenso essenziell wie genügend physische Aktivität.
Rückengesundheit im Alltag beachten
Für einen rückengesunden und -freundlichen Alltag lassen sich drei Grundpfeiler aufstellen, die hilfreich unterstützen.
Grundpfeiler #1 ist der Schlaf. Ein gesunder Schlafrhythmus und vor allem eine ergonomische Liegeposition sind wichtig für eine gute Schlafqualität, damit nicht direkt beim Aufwachen Schmerzen auftauchen. Um Nacken und Kreuz zu entlasten und den Bandscheiben Regeneration zu bieten, schläft es sich am besten in der Rückenlage, weil die Wirbelsäule so ihre natürliche S-Form behält.
Grundpfeiler #2 einer alltäglichen Rückengesundheit ist die Nahrung. Gerade die Bandscheiben und Knochen profitieren von einer ausgewogenen Ernährung mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch. In Fisch helfen Omega-3-Fettsäuren und auch die zusätzliche Aufnahme von Vitaminen beugt Klagen vor. Vitamin D etwa stärkt nicht nur die Abwehrkraft, sondern auch die Knochen, und Vitamin E beugt Gelenkentzündungen vor. Hochwertige Lebensmittel wie Käse, Joghurt, Nüsse, Haferflocken sind zu empfehlen. Der Zusammenhang von Essen und dem Wohlbefinden des Bewegungsapparates ist nicht zu unterschätzen. Ernährung und Schlaf zu beachten ist ein Prozess der Achtsamkeit, der für den ganzen Körper gilt.
Als Grundpfeiler #3 gilt es, das häusliche Umfeld, aber auch den Arbeitsplatz so ergonomisch wie möglich zu gestalten. Ein Sitz-Steh-Schreibtisch, der passende Stuhl am Esstisch oder vom ständigen Sitzen eine Pause mit ein paar Dehnübungen machen – durch all das kann der Alltag erleichtert und vor allem gesund gemeistert werden.