Lärm kann Stress verursachen, Ruhe Kreativität fördern. Der Architekt Remo Witzig skizziert die Lärmproblematik in offenen Bürolandschaften und erörtert die Vorteile eines akustisch optimierten Arbeitsplatzes.

In grösseren Büroräumen ist die Raumakustik ein Leistungsindikator. Je besser die Schalldämmung in einem Raum ist, desto weniger Ablenkung gibt es und umso besser ist die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeitenden. Moderne Bürokonzepte schenken der Akustik besonderes Augenmerk und warten mit intelligenten Lösungen auf.
Echo im Büro nicht willkommen
Wir sind alle beeindruckt, wenn in den Bergen ein klares, lautes Echo zu hören ist. Im Büro ist ein Echo allerdings deutlich weniger willkommen. Doch auch in geschlossenen Räumen werden 95 Prozent des Schalls von den Wänden zurückgeworfen. Dieser Nachhall wird als Lärm wahrgenommen und kann gerade in Mehrpersonenbüros zu einem Problem werden.
In Teambüros wird auf alle möglichen Arten verbal kommuniziert. Hintergrundgeräusche wirken für die nicht direkt Beteiligten ermüdend und irritierend. Sie haben einen nicht zu unterschätzenden negativen Einfluss auf das Konzentrationsvermögen und führen zu Gereiztheit und verminderter Leistungsfähigkeit. Verschiedene Studien zeigen, dass störende Geräusche am Arbeitsplatz zu Leistungsreduktionen zwischen zehn und 20 Prozent führen können.

Sprache bleibt zu gut verständlich
In der Regel sind raumbildende Flächen im Büro aus schallharten Materialien bereits von der Architektur vorgegeben. Um den Nachhall zu reduzieren, setzen Architekten schallaktive Elemente wie zum Beispiel Wand- oder Deckenabsorber ein. Akustikfachleute sprechen in diesem Fall von einer Raumflächenschirmung. Der Vorteil ist eine grosse Freiheit hinsichtlich der Einrichtung. Allerdings absorbieren zum Beispiel zahlreiche Akustikdecken nur einen Teil der Schallfrequenzen. Der Nachteil einer Raumflächenschirmung besteht darin, dass Sprache im akustisch behandelten Raum fast zu gut verständlich bleibt: Auch Unbeteiligte verstehen praktisch jedes Wort, das irgendwo im Raum gesprochen wird.

Das Konzept der Nahfeldschirmung
Die moderne Büro-Raumakustik baut deshalb auf das Konzept der Nahfeldschirmung. Das bedeutet, dass die Raumhülle nur mit einer knapp ausreichenden Absorption ausgerüstet wird. Dafür konzentrieren sich etwa 80 Prozent aller im Raum eingesetzten Schallabsorber auf das direkte Umfeld des Arbeitenden. Der Vorteil des akustischen Konzepts der Nahfeldschirmung besteht darin, dass die Sprachverständlichkeit auf das nahe Umfeld der sprechenden Personen reduziert wird: Nicht direkt beteiligte Mitarbeitende werden weniger gestört und können konzentrierter arbeiten. Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Lösung ist der sogenannte Lombardeffekt: Wenn es im Raum leiser wird, wird auch leiser gesprochen.
Fazit: Investitionen in die Raumakustik eines Open Space können zu Leistungsgewinnen von zehn bis 20 Prozent führen. Das sind betriebswirtschaftlich erhebliche Werte. Oft sind solche Investitionen bereits nach wenigen Monaten amortisiert.
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