Die Dimensionen von KI werden in Unternehmen unterschätzt

Künst­li­che Intel­li­genz hat rie­si­ges Poten­zi­al, die Unter­neh­mens­füh­rung und Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on sowie stra­te­gi­sche Ent­schei­dungs­pro­zes­se zu revo­lu­tio­nie­ren. Der Inte­rim-Mana­ger Eck­hardt Hil­gen­stock befürch­tet, dass der Gross­teil der mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men dar­auf nicht vor­be­rei­tet ist.

Das disruptive Potenzial von KI in Unternehmen ist riesig. Abbildung: Bianco Blue, Depositphotos
Das dis­rup­ti­ve Poten­zi­al von KI in Unter­neh­men ist rie­sig. Abbil­dung: Bian­co Blue, Depositphotos

Wir ste­hen am Beginn eines neu­en KI-Zeit­al­ters, das in sei­ner Dimen­si­on noch völ­lig unter­schätzt wird. Die­se zehn Fak­to­ren wer­den eine Schlüs­sel­rol­le beim Umgang der Unter­neh­men mit künst­li­cher Intel­li­genz spielen:

  1. Im Manage­ment herrscht eine dif­fu­se Ahnung, dass man sich mit KI beschäf­ti­gen soll­te. Hier­für gibt es zwei Grün­de: die Zukunft der Fir­ma und die eige­ne Karriere.
  2. KI wird häu­fig als eine abstrak­te Ent­wick­lung begrif­fen, die man beob­ach­ten soll­te, um dar­auf vor­be­rei­tet zu sein. Der kon­kre­te Nut­zen für den eige­nen Betrieb wird in vie­len Fäl­len marginalisiert.
  3. Die KI-Betrach­tung beschränkt sich oft auf gene­ra­ti­ve KI. Also auf Syste­me, die Tex­te, Bil­der, Gra­fi­ken und Vide­os erzeu­gen. Die wei­te­ren Dimen­sio­nen künst­li­cher Intel­li­genz wer­den übersehen.
  4. KI wird per­spek­ti­visch als Mass­nah­me zur Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung und Kosten­sen­kung ein­ge­stuft. Eine mög­li­che fun­da­men­ta­le Ver­än­de­rung von Geschäfts­mo­del­len wird sel­ten erkannt.
  5. Für vie­le Füh­rungs­kräf­te ist KI nur eines von zahl­rei­chen Pro­blem­fel­dern. Die ande­ren Gebie­te – Fach­kräf­te­man­gel, wirt­schaft­li­che Ver­wer­fun­gen, Lie­fer­ket­ten­eng­päs­se, regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen etc. – wer­den oft als drin­gen­der ange­se­hen, sodass KI war­ten muss.
  6. Die Geschwin­dig­keit wird unter­schätzt, mit der KI fun­da­men­ta­le Umbrü­che nach sich zieht.
  7. Das The­ma KI wird immer wie­der der IT zuge­schla­gen, also bloss aus tech­ni­scher Sicht gese­hen, ohne die unter­neh­me­ri­sche Bedeu­tung zu erkennen.
  8. Vie­le Unter­neh­men ver­fü­gen über ver­al­te­te und unstruk­tu­rier­te Daten­be­stän­de, sodass es kei­ne lei­stungs­fä­hi­ge KI geben kann. Die Aktua­li­sie­rung bzw. Sta­bi­li­sie­rung der Daten­ba­sis soll­te der erste Schritt sein, damit KI-Pilot­pro­jek­te erfolg­reich sein können.
  9. Soweit es über die IT hin­aus­geht, füh­ren die recht­li­chen und ethi­schen Aspek­te durch­weg zu Ver­zö­ge­run­gen. Daten­schutz, Gover­nan­ce und die Ver­ant­wor­tung für KI-Ent­schei­dun­gen gel­ten als schwie­ri­ge Fra­gen, die zu lösen sind, bevor es los­ge­hen kann.
  10. Der kul­tu­rel­le Wan­del wird unter­schätzt. KI ver­än­dert nicht nur Pro­zes­se, son­dern auch Arbeits­kul­tu­ren, Rol­len­bil­der und Macht­ver­hält­nis­se in Orga­ni­sa­tio­nen. Ohne akti­ve Chan­ge-Beglei­tung schei­tern vie­le KI-Ein­füh­run­gen am Menschen.

KI verändert die Spielregeln

Es genügt in jeder Bran­che im Grun­de ein ein­zi­ger glo­ba­ler Anbie­ter, der sich durch inten­si­ve KI-Nut­zung mas­si­ve Wett­be­werbs­vor­tei­le ver­schafft, um alle ande­ren Markt­be­tei­lig­ten in kur­zer Zeit in Schwie­rig­kei­ten zu brin­gen. Denn KI ver­än­dert die Spiel­re­geln. Pro­zes­se, die frü­her Per­so­nal, Erfah­rung und Zeit erfor­der­ten, wer­den durch maschi­nel­le Syste­me schnell opti­miert. Hier sei­en bei­spiel­haft Busi­ness-Deve­lo­p­ment, Per­so­nal­pla­nung, Kun­den­ser­vice, Sup­p­ly-Chain-Manage­ment oder stra­te­gi­sche Markt­ana­ly­sen genannt.

Interim-Manager Eckhart Hilgenstock sieht mittelständische Unternehmen in der Mehrzahl nicht gut auf die KI-Revolution vorbereitet. Abbildung: Eckhart Hilgenstock
Inte­rim-Mana­ger Eck­hart Hil­gen­stock sieht mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men in der Mehr­zahl nicht gut auf die KI-Revo­lu­ti­on vor­be­rei­tet. Abbil­dung: Eck­hart Hilgenstock

In der Regel sind die Beschäf­tig­ten begei­stert, wenn sie erle­ben, wie KI ihren Job zum Posi­ti­ven ver­än­dert. KI-gestütz­te Ver­triebs­mo­del­le brin­gen schnel­le Erfol­ge, Mehr­spra­chig­keit ist auf ein­mal kein Pro­blem mehr, Plan­spie­le las­sen sich auf Knopf­druck durchführen.

Engpass an KI-kompetenter Führung

KI führt zu fun­da­men­ta­len Ver­schie­bun­gen im Füh­rungs­kon­zept mit einem Kon­troll­ver­lust auf Top-Ebe­ne. In klas­si­schen Struk­tu­ren wer­den Ent­schei­dun­gen top-down getrof­fen, weil die Füh­rungs­ebe­ne den ver­meint­lich bes­se­ren Über­blick hat. Aber KI-Syste­me lie­fern Echt­zeit­ana­ly­sen, die Ent­schei­dun­gen daten­ba­siert und dezen­tral unter­stüt­zen. Das läuft oft­mals auf Evi­denz ver­sus Erfah­rung und Intui­ti­on hin­aus, und in vie­len Fäl­len gewinnt die KI. In vie­len Füh­rungs­eta­gen herrscht Rat­lo­sig­keit, wie mit die­sem Kon­troll­ver­lust umzu­ge­hen ist. In ande­ren ist das Bewusst­sein für die­se Fra­ge­stel­lung noch gar nicht angekommen.