„Nein sagen“ – Ein Top-Thema nicht nur in Unternehmen

Nein zu sagen fällt vie­len Men­schen schwer. Dabei ist ein kla­res Nein oft nötig, um unter ande­rem die Zusam­men­ar­beit auf ein auch künf­tig trag­fä­hi­ges Fun­da­ment zu stel­len. Die Unter­neh­mens­be­ra­te­rin Sabi­ne Pro­has­ka erläu­tert die Bedeu­tung des klei­nen Wor­tes für die Unternehmenskultur.

Dem kleinen Wort Nein kommt in der Arbeitswelt und im Alltag eine wichtige Bedeutung zu. Abbildung: Artursfoto1, Depositphotos
Dem klei­nen Wort „nein“ kommt in der Arbeits­welt und im All­tag eine wich­ti­ge Bedeu­tung zu. Abbil­dung: Artursfoto1, Depositphotos

Egal, ob Füh­rungs­kraft oder Mit­ar­bei­ten­der: Jeder Mensch kennt Situa­tio­nen, in denen er das Gefühl hat, in einer Kon­flikt­si­tua­ti­on zwi­schen den eige­nen Bedürf­nis­sen und den Erwar­tun­gen ande­rer zu ste­hen, wes­halb ein kla­res Nein nötig wäre. Doch die­ses zu arti­ku­lie­ren fällt vie­len Men­schen schwer, obwohl ein kla­res Nein enorm befrei­end sein kann: für einen selbst und für das jewei­li­ge Gegenüber.

Wann und wie Nein sagen?

Beim Nein-sagen gilt es jedoch zu beach­ten: Unser „Nein“ soll­te weder will­kür­lich noch aggres­siv sein. Es bedarf eini­ger Vor­über­le­gun­gen und eines gewis­sen Fin­ger­spit­zen­ge­fühls, um auf eine respekt­vol­le Art und Wei­se, ein Nicht-wol­len oder -kön­nen zu arti­ku­lie­ren und damit Gren­zen zu setzen.

Fol­gen­de Tipps kön­nen dabei helfen:

  • Kla­re Ich-Bot­schaf­ten sen­den. Kom­mu­ni­zie­ren Sie Ihre eige­nen Kapa­zi­tä­ten oder Prio­ri­tä­ten sach­lich und ohne Schuld­zu­wei­sun­gen. Ein Bei­spiel: „Ich bin der­zeit mit mei­nen Auf­ga­ben völ­lig aus­ge­la­stet. Ich kann die­ses Pro­jekt nur zusätz­lich über­neh­men, wenn ande­re Auf­ga­ben ver­scho­ben oder dele­giert werden.“
  • Alter­na­ti­ven auf­zei­gen. Ein „Nein“ muss nicht end­gül­tig sein. Bie­ten Sie mög­li­che Lösun­gen an, die für bei­de Sei­ten even­tu­ell akzep­ta­bel sind. Bei­spie­le: „Kön­nen wir das Pro­jekt ver­schie­ben?“ oder „Könn­te vor­läu­fig erst ein­mal jemand ande­res die­se Auf­ga­be übernehmen?“
  • Zeit für Refle­xi­on neh­men. Ein vor­schnel­les Ja kann lang­fri­stig nega­ti­ve Fol­gen haben, eben­so ein abrup­tes bzw. vor­schnel­les Nein. Beden­ken Sie die mög­li­chen Kon­se­quen­zen und bit­ten Sie, sofern nötig, um Bedenk­zeit: „Kann ich Ihnen mor­gen Bescheid geben, wie ich bzw. wir das am besten lösen könnten?“
  • Kon­se­quen­zen erfra­gen. Stel­len Sie geziel­te Fra­gen, um den Spiel­raum für eine Lösung aus­zu­lo­ten: „Was pas­siert, wenn wir die­se Auf­ga­be erst in zwei Wochen erle­di­gen?“ oder. „Wel­ches Ziel hat für Sie aktu­ell die höch­ste Priorität?“
Die Unternehmensberaterin und Autorin Sabine Prohaska schult in ihrem Consulting-Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeitende. Abbildung: Sabine Prohaska
Die Unter­neh­mens­be­ra­te­rin und Autorin Sabi­ne Pro­has­ka schult in ihrem Con­sul­ting-Unter­neh­men Füh­rungs­kräf­te und Mit­ar­bei­ten­de. Abbil­dung: Sabi­ne Prohaska

Ein klares Nein nicht als Schwäche interpretieren

Ein kla­res und begrün­de­tes Nein signa­li­siert kei­ne Schwä­che, son­dern Pro­fes­sio­na­li­tät und Selbst­re­fle­xi­on. Es

  • schafft Raum für das gemein­sa­me Suchen nach einer trag­fä­hi­gen, weil für alle Betei­lig­ten bzw. Betrof­fe­nen akzep­ta­blen Lösung und
  • ver­hin­dert, dass sich Pro­ble­me bzw. Kon­flik­te auf der psy­cho­lo­gi­schen Ebe­ne verfestigen.

Füh­rungs­kräf­te soll­ten in ihrem Umfeld eine Kul­tur för­dern, in der Wider­spruch als kon­struk­tiv wahr­ge­nom­men wird – ohne Angst vor Kon­se­quen­zen. Denn nur dann kön­nen (Inter­es­sen- und Ziel-)Konflikte funk­tio­nal betrach­tet und gelöst wer­den und so das Fun­da­ment für eine trag­fä­hi­ge Bezie­hung und ziel­ori­en­tier­te Zusam­men­ar­beit geschaf­fen wer­den. Ein klar for­mu­lier­tes und begrün­de­tes Nein ist mehr als eine Absa­ge: Es ist ein Aus­druck von Respekt, Klar­heit und Verantwortung.