Die ereignisreiche Geschichte des Kugelschreibers

Der Kugel­schrei­ber ist so sehr zu einem Teil unse­res (Arbeits-)Alltags gewor­den, dass man sich über sei­ne Geschich­te kaum Gedan­ken macht. Beim Dis­tri­bu­tor und Her­stel­ler von PBS-Pro­duk­ten Sig­rist & Schaub SA hat man sich auf die Suche nach den Ursprün­gen des belieb­ten Schreib­ge­räts gemacht.

Ständige und nützliche Begleiter im Alltag: Kugelschreiber. Abbildung: Sheaffer
Stän­di­ge und nütz­li­che Beglei­ter im All­tag: Kugel­schrei­ber. Abbil­dung: Sheaffer

Bereits im 19. Jahr­hun­dert (1880) reif­te im Kopf des Ame­ri­ka­ners John J. Loud die Idee, ein prak­ti­sches Schreib­ge­rät zu ent­wer­fen, das auf den mei­sten Ober­flä­chen ver­wend­bar ist. Ein Patent wur­de in meh­re­ren Län­dern bean­tragt, jedoch ohne Erfolg, da das Pro­blem der flüs­si­gen Tin­te im Zusam­men­hang mit der Kugel in der Spit­ze nicht befrie­di­gend gelöst wer­den konn­te. Es war ein lan­ger Weg, um eine gute Qua­li­tät des Schrift­bil­des zu errei­chen und die Pro­ble­me des Aus­lau­fens, Ver­schmie­rens und der Inkon­si­stenz beim Schrei­ben zu lösen.

Erstes Patent und Weiterentwicklung

1919 gewann Herr Pas­quis mit sei­ner Erfin­dung des Kugel­schrei­bers einen Preis beim Lépi­ne-Wett­be­werb. Er liess ein Patent ein­rei­chen, konn­te es aber nicht zur Ver­mark­tung ent­wickeln. Etwa 20 Jah­re spä­ter ent­wickel­ten ein unga­ri­scher Jour­na­list, Làsz­lo Biro, und sein Bru­der, ein Che­mi­ker, eine neue Spit­ze, die durch freie Rota­ti­on in einem Gehäu­se Tin­te aus der Patro­ne zieht und die­se auf das Papier über­trägt. Die Legen­de besagt, dass Biro Kin­dern zusah, die mit Mur­meln spiel­ten, und dadurch zu sei­ner Ent­wick­lung inspi­riert wur­de: Er beob­ach­te­te, dass eine Mur­mel eine nas­se Spur hin­ter­lässt, nach­dem sie durch eine Was­ser­pfüt­ze gerollt ist. 1938 mel­de­te Lász­lo Bíró ein Patent auf sei­ne Erfin­dung an.

1938 meldete der Ungar Lászlo Bíró ein Patent auf seine Erfindung an. Abbildung: Wikipedia Commons
1938 mel­de­te der Ungar Lász­lo Bíró ein Patent auf sei­ne Erfin­dung an. Abbil­dung: Wiki­pe­dia Commons

Der Kugelschreiber war wahrhaftig geboren

1943 muss­ten die Brü­der Biro in Argen­ti­ni­en Zuflucht neh­men. Von dort aus began­nen sie mit der Pro­duk­ti­on von Schreib­ge­rä­ten in einer für die dama­li­ge Zeit akzep­ta­blen Qua­li­tät. Die ame­ri­ka­ni­sche Luft­waf­fe stat­te­te in der Fol­ge­zeit ihre Pilo­ten mit dem Stift aus, weil sei­ne Schreib­fä­hig­keit weder von der Flug­hö­he noch durch Luft­druck­schwan­kun­gen beein­träch­tigt wur­de. 1945 kopier­te Mil­ton Rey­nolds den Kugel­schrei­ber Biro und begann eine indu­stri­el­le Pro­duk­ti­on. Ein Kugel­schrei­ber wur­de in den USA damals für 12,50 Dol­lar pro Stück verkauft.

Die Weiterentwicklung der Tinte in den 50er-Jahren

Zu Beginn der 1950er-Jah­re brach­te die ame­ri­ka­ni­sche Fir­ma For­mu­labs eine ziem­lich dick­flüs­si­ge Tin­te auf den Markt, die regel­mäs­sig floss. Die ersten Her­stel­ler waren Bal­lo­graf (erste Fabrik in Euro­pa), Paper mate, She­af­fer und Par­ker. 1952 star­te­te Bal­lo­graf Schwe­den die Pro­duk­ti­on von unlösch­ba­rer Tin­te. Die erste Tin­te, die in Frank­reich per Ver­ord­nung der fran­zö­si­schen Behör­den für den offi­zi­el­len Gebrauch zuge­las­sen wurde.

1953 begann Bic mit der Mas­sen­pro­duk­ti­on und ver­mark­te­te einen preis­wer­ten, für alle zugäng­li­chen Stift, des­sen Tin­te nicht mehr klecker­te und kei­ne unsau­be­ren Tin­ten­spu­ren auf dem Papier hin­ter­liess. Im sel­ben Jahr ent­wickel­te Cross einen eige­nen Kugel­schrei­ber, und Bal­lo­graf brach­te den Druck­ku­gel­schrei­ber auf den Markt, des­sen Druck­knopf­sy­stem für einen enor­men Auf­schwung im Bereich der Hand­ha­bung sorg­te. Die­se Ent­wick­lun­gen mar­kie­ren den Beginn des Tri­umphs des Kugel­schrei­bers. Bis dahin war des­sen Ver­wen­dung in Ver­wal­tun­gen, Ban­ken und Post­äm­tern sogar verboten.

In den 1950er-Jahren wird der Kugelschreiber zum Massenprodukt und erobert auch Schulen und Büros. Abbildung: Ballograf
In den 1950er-Jah­ren wird der Kugel­schrei­ber zum Mas­sen­pro­dukt und erobert auch Schu­len und Büros. Abbil­dung: Ballograf

Ein Schreibgerät erobert die Büros und Schulen

1956 wur­de mit der Ver­wen­dung von Kugel­schrei­bern in Büros und Schu­len ein wei­te­rer Mei­len­stein erreicht. Die Mög­lich­kei­ten der viel­fäl­ti­gen Nut­zung und die Grös­se des Mark­tes für die­ses Pro­dukt schie­nen gren­zen­los. Noch heu­te wird das erste Modell von Bal­lo­graf, Epo­ca, in gros­sen Stück­zah­len ver­kauft: ein Zei­chen für die Qua­li­tät und den Ein­falls­reich­tum der Pio­nie­re jener Zeit.