Quo vadis Office: Die Zukunft des Arbeitsortes

Die Büro­ar­beits­welt hat in den letz­ten Jah­ren eine star­ke Dis­rup­ti­on erlebt. Wohin die Rei­se geht, ist momen­tan noch nicht abzu­se­hen. Eine aktu­el­le Stu­die des Gott­lieb Dutt­wei­ler Insti­tu­te (GDI) zeigt auf, wel­che Fak­to­ren zukünf­ti­ge Offices beein­flus­sen werden.

Das postpandemische Office ist ein Ort des Zusammenkommens. Abbildung: Henri Mathieu Saint Laurent, Pexels
Das post­pan­de­mi­sche Office ist ein Ort des Zusam­men­kom­mens. Abbil­dung: Hen­ri Mathieu Saint Lau­rent, Pexels

Kaum jemand arbei­te­te wäh­rend der Covid-19-Pan­de­mie der Jah­re 2020 und 2021 so, wie in der Zeit davor. Die bei­den Autoren Karin Frick und Det­lef Gürt­ler der vom Gott­lieb Dutt­wei­ler Insti­tu­te (GDI) im Auf­trag des Schwei­zer Büro­mö­bel­ver­bands ver­öf­fent­lich­ten Stu­die „OH! FFICE. Die Zukunft des Arbeits­or­tes zwi­schen Aus­nah­me­zu­stand und New Nor­mal“ gehen des­halb davon aus, dass sich mit dem Ende der Pan­de­mie die Office-Land­schaft noch ein­mal dra­stisch ver­än­dern wird: Sie wird weder zu dem Zustand vor 2020 zurück­kom­men, noch den Aus­nah­me­zu­stand ein­fach fortsetzen.

Triebkräfte für den Strukturwandel

Seit dem Sie­ges­zug des Per­so­nal Com­pu­ters hat kein ein­zel­nes Ereig­nis die Office-Land­schaft so stark ver­än­dert wie die Covid-19-Pan­de­mie. Die mas­si­ven Ver­la­ge­run­gen von Erwerbs­ar­beit (mehr Home­of­fice, weni­ger Busi­ness-Tra­vel) wer­den auch weit über das Ende der Pan­de­mie hin­aus Trieb­kräf­te für den Struk­tur­wan­del der Büro­ar­beit sein, stel­len die bei­den Autoren fest.

Die sich her­aus­bil­den­den neu­en Struk­tu­ren sind dabei auch stark von der öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on beein­flusst. For­de­run­gen nach Nach­hal­tig­keit, Kli­ma­freund­lich­keit und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz las­sen sich am besten durch eine inten­si­ve­re Nut­zung bereits vor­han­de­ner Flä­chen sowie die Ein­spa­rung unnö­ti­ger Mobi­li­tät erfül­len. Die Autoren der Stu­die erklä­ren, dass die Kom­bi­na­ti­on aus öko­lo­gi­schen und öko­no­mi­schen Trieb­kräf­ten zu einer Auf­lö­sung der Bin­dung der Erwerbs­tä­tig­keit an einen ein­zi­gen Ort füh­ren dürf­te: Für unter­schied­li­che Funk­tio­nen ste­hen unter­schied­li­che Arbeits­or­te zur Ver­fü­gung, bei­spiels­wei­se ein Home­of­fice für Kom­mu­ni­ka­ti­on, ein woh­nungs­na­her Workspace für Kon­zen­tra­ti­on, ein Zen­tral­bü­ro für Inter­ak­ti­on, sowie ein Lab für Inno­va­ti­on – Work­place fol­lows Function.

Funktion des Büros wandelt sich

Das tra­di­tio­nel­le Büro ver­liert hier­durch nicht sei­ne Exi­stenz­be­rech­ti­gung, son­dern ver­än­dert sei­ne Funk­ti­on. Es soll weni­ger als bis­her auf Kon­zen­tra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on fokus­sie­ren – das kann in Remo­te- oder Home­of­fices genau­so gut oder sogar bes­ser erreicht wer­den –, son­dern vor allem Akti­on und Inter­ak­ti­on ermög­li­chen. Für Brain­stor­mings, Team­work, gemein­schaft­li­che krea­ti­ve Pro­zes­se aller Art ist ein phy­si­sches Zusam­men­tref­fen in einem zen­tra­len Büro wei­ter­hin erste Wahl.

Gestaltung des Zusammenkommens

Durch die­sen Funk­ti­ons­wan­del wird die Büro­ar­beits­zeit qua­li­ta­tiv auf­ge­wer­tet. Um den so gestie­ge­nen Ansprü­chen gerecht zu wer­den, hat bereits ein Kura­tie­rungs­pro­zess begon­nen: Das phy­si­sche Zusam­men­ar­bei­ten fin­det nicht mehr ein­fach so statt, son­dern es wird gestal­tet, heisst es in der Stu­die. Zu die­ser Gestal­tung gehört auch eine stär­ke­re Rol­le der Iden­ti­tät eines Unter­neh­mens. Als „pur­po­se­fo­cu­sed space“ sol­len Büros sicher­stel­len, dass die Mit­ar­bei­ten­den sich mit dem Zweck eines Unter­neh­mens in Ver­bin­dung brin­gen. Je weni­ger Zeit im tra­di­tio­nel­len Büro ver­bracht wird, desto stär­ker soll­te des­sen Gestal­tung eine Iden­ti­fi­zie­rung mit der Mis­si­on eines Unter­neh­mens ermöglichen.

Wissensarbeit wird nach der Pandemie an nahezu jedem Ort und zu jeder Zeit stattfinden können. Abbildung: Gustavo Fring, Pexels
Wis­sens­ar­beit wird nach der Pan­de­mie an nahe­zu jedem Ort und zu jeder Zeit statt­fin­den kön­nen. Abbil­dung: Gustavo Fring, Pexels

Teilen von Arbeits- und Meetingflächen

Wenn Büro­ar­beit einer­seits qua­li­ta­tiv auf­ge­wer­tet wird, aber ande­rer­seits quan­ti­ta­tiv einen deut­lich gerin­ge­ren Anteil an der gesam­ten Arbeits­zeit ein­nimmt, dürf­ten Büro­flä­chen in Zukunft in deut­lich grös­se­rem Aus­mass mit ande­ren Unter­neh­men oder Kon­zern­be­rei­chen geteilt wer­den, schluss­fol­gern die Autoren. Das gilt ins­be­son­de­re für Son­der­flä­chen wie Mee­ting- und Ver­an­stal­tungs­räu­me. In die­sem Seg­ment kön­nen wie­der­um ande­re zen­tral gele­ge­ne Orte eine Rol­le spie­len, die eben­falls Teil des post­pan­de­mi­schen Struk­tur­wan­dels sind, etwa Busi­ness-Hotels oder Einkaufszentren.

Der Stuhl wird der neue Tisch

Bei der Aus­stat­tung der näch­sten Arbeits­platz­ge­ne­ra­ti­on ist eine Bedeu­tungs­ver­la­ge­rung zu erwar­ten: Der Stuhl wird der neue Tisch. Sowohl Schreib­tisch als auch Regal spiel­ten eine Haupt­rol­le, solan­ge es im Büro um die best­mög­li­che Ver­bin­dung von Kopf- und Hand­ar­beit ging. Wenn hin­ge­gen nur noch ent­schei­dend ist, was auf dem Bild­schirm pas­siert, geht es vor allem dar­um, eine aus­dau­ern­de, kon­zen­trier­te und effi­zi­en­te Bild­schirm­ar­beit zu ermög­li­chen. Dar­aus ergibt sich für die Autoren, dass ein Möbel­stück in die Office-Welt Ein­zug hal­ten wird, das genau die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt – der Gaming-Chair.

Hier kann die Stu­die kosten­los her­un­ter­ge­la­den werden.