„Hannes managt“ ist eine Geschichtenserie mit feinsinniger Satire aus den und über die Managementetagen. Im siebten Teil beschreibt Autor Stefan Häseli, auf welchen Wegen in Unternehmen am effizientesten kommuniziert wird.
In Hannes’ Unternehmen wurde ein Feldtest gemacht. Ganz gezielt wollte man ausloten, wie die informellen Kommunikationskanäle verlaufen. Immer wieder kam es nämlich vor, dass Intranet-Beiträge nicht gelesen und interne Weisungen vergessen wurden. Das gute alte Anschlagbrett wird sowieso nur noch für private Verkaufszwecke genutzt. Neben dem Rasenmäher, der zwecks „Nicht-mehr-im-Gebrauch“ günstig abzugeben ist, werden Kinderbetreuungsdienste nachgefragt, da das Unternehmen immer wieder kurzfristig auf Teilzeit-Mitarbeitende mit Kleinkindern zurückgreift.
Wege der internen Kommunikation
Der Versuch wurde so angelegt, dass auf verschiedenen Kanälen eine Information gestreut und danach erfasst wurde, wo die Information am schnellsten und effizientesten in die Breite ging. Das Problem war höchstens, dass der Inhalt der Nachricht zu wenig durchdacht war. „Der Chef heiratet, aber man weiss noch nicht wen“ wurde gestreut. Kurzerhand haben die internen Kommunikationswege der Aussage die mutmassliche Braut dazu gedichtet. Da der Chef einige Male mit der neuen Marketingleiterin auf Dienstreisen war, lag es auf der Hand, diese im Grunde nicht vorhandene Beziehungslinie zu zeichnen, zu festigen und weiter zu verbreiten.
Das inhaltliche Nachspiel ist noch nicht ausgestanden, aber für Hannes war es ja nur ein Feldtest. Die grossangelegte Analyse mit Säulen, PowerPoint und anderen Gimmicks soll nun aufzeigen, wie künftig noch gezielter interne und auch wichtigere Informationen als die der Heirat verbreitet werden können.
Es gibt einen klaren Sieger
Zum Ergebnis: Eindeutig auf Rang eins liegt die Raucherecke. Hier war auch die Menge der gestreuten Informationen am grössten. Denn nicht nur wurde zusätzlich zur Braut bereits ein Datum des Festes erfunden, sondern auch gleich eine bereits vermutete Schwangerschaft inkludiert. Dass die Flitterwochen nach Indonesien gehen, wird unterdessen nicht mehr in Zweifel gezogen. Obwohl notabene gar nichts davon stimmt.
Fazit: Wenn Informationen den Weg zum Empfänger finden, dann erfolgt das in der Raucherecke. Hier werden, so zeigt die Auswertung, auch Stellen vergeben. Und ja, der Chef und die Marketingleiterin sind Rauchende – auch das eine wahre Tatsache.
Anders interpretiert: Wer nicht raucht, existiert im Informationskanal nicht. Was für Jugendliche Instagram ist, ist für Mitarbeitende die Smoke-Corner. Auch wenn sie draussen ungeschützt und mit nicht lackierten Holzbänken vor sich hin müffelt. Bereits werden Stimmen laut, diese „Zelle des informellen Austauschs“ ganz zu verbieten oder noch unattraktiver zu machen. Weniger Platz und mehr Enge wäre ein Ansatz. Sie könnte an eine viel befahrene Strasse verlegt werden. Das würde die Unattraktivität weiter verstärken.
Hannes schlägt als altgedienter Praktiker dem Geschäftsleitungsgremium eine andere Variante vor. Er wünscht sich, dass alle rauchen. Um nicht mit den Gesundheitsverantwortlichen des Unternehmens in Konflikt zu geraten und auch nicht als Unternehmen dazustehen, das gezielt „Un-Gesundheit“ fördert, wird das Problem – einmal mehr – technisch gelöst.
Alle werden zum nicht rauchenden Raucher
Es gibt neu eine Art „E-Zigarette ohne Inhalt“. Sie sieht gleich aus wie die anderen, die seit Neustem en vogue sind. Die neue Art dampft nur nach aussen und ist mit einem kleinen Heizgerät ausgerüstet. Wasser einfüllen, Heizung an, dann ist die Sache in fünf Minuten verdampft. Das sieht aus wie echt, die Menschen können sich zu den Rauchern stellen, ohne rauchen zu müssen und erfahren schlichtweg alles.
Das Angebot dieser neuen E-Zigaretten gilt nur 48 Stunden, aber Hannes ist überzeugt: Wenn man es in den richtigen Kanal stellt, ist die Ware in Kürze weg.
Stefan Häseli, Kommunikationsexperte, Speaker, Coach und Autor. |