„Hannes managt“. Eine Business-Satire #2/7

„Han­nes managt“ ist eine Geschich­ten­se­rie mit fein­sin­ni­ger Sati­re aus den und über die Manage­ment­eta­gen. Im zwei­ten Teil der Rei­he beschreibt Autor Ste­fan Häse­li, wie die Digi­ta­li­sie­rung vor­an­schrei­tet und was dabei schon für tol­le Mög­lich­kei­ten zum Daten­sam­meln ent­stan­den sind.

Alle Bereiche, wirklich alle Bereiche, des beruflichen Alltags werden digitaler. Abbildung: Possessed Photography/Pexels
Alle Berei­che, wirk­lich alle Berei­che, des beruf­li­chen All­tags wer­den digi­ta­ler. Abbil­dung: Pos­s­es­sed Photography/Pexels

Die Schlag­wor­te die­ser Zeit heis­sen „Digi­ta­li­sie­rung“, „Agi­les Manage­ment“ und „Dis­rup­ti­on“. Selbst­ver­ständ­lich sind das in Han­nes’ Fir­ma nicht bloss Schlag­wor­te. Als glo­ba­li­sier­tes Pro­duk­ti­ons­un­ter­neh­men haben die­se The­men in den ver­gan­ge­nen Mona­ten die Agen­da bestimmt. Mit den geeig­ne­ten Mass­nah­men sind die The­men durch­aus gut umge­setzt wor­den, womit auch die Mark­fä­hig­keit sicher­ge­stellt ist.

Nun ist aber heu­te Vor­mit­tag in der Geschäfts­lei­tungs­sit­zung beschlos­sen wor­den, dass im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung eine neue Dimen­si­on der Durch­drin­gung ange­strebt wer­den soll. Nicht nur die Admi­ni­stra­ti­on ist auto­ma­ti­siert und die Pro­duk­ti­on schon längst auf Indu­strie 4.0 getrimmt, son­dern auch der All­tag soll nun eine neue Trans­for­ma­ti­ons­stu­fe erklim­men. So der Beschluss der Geschäftsleitung.

Digitalisierung hält im Alltag Einzug

Nun geht es an die kon­kre­te Umset­zung – eine von Han­nes Stär­ken. Damit ist er wie­der ein­mal in der „glück­li­chen“ Lage, in drei Tagen (man lebt ja in agi­len Zei­ten) die Geschäfts­füh­rung von sei­nen Umset­zungs­skiz­zen zu über­zeu­gen. Er geht wie gewohnt struk­tu­riert zu Wer­ke. Inter­net der Din­ge und die tota­le Ver­net­zung gehö­ren jetzt auch dort­hin, wo sie das Unter­neh­men im Mikro­be­reich vor­wärts­brin­gen. Also beginnt Han­nes dort, wo sich die Men­schen jeden Tag auf­hal­ten: auf der Toilette.

Der Stuhlgang wird vernetzt

Die Sache mit getrenn­ten Kabäu­schen für Frau­en und Män­ner ist durch. Es soll auf Uni­sex umge­stellt wer­den. Gleich­zei­tig soll aber mit fle­xi­blen Zwi­schen­tü­ren sicher­ge­stellt wer­den, dass sich die Geschlech­ter nicht in die Que­re kom­men. Die Steue­rung sieht fol­gen­den Pro­zess vor: Die den Frau­en zuge­teil­ten Was­ser­be­cher sind leicht schlan­ker, als die­je­ni­gen der Män­ner. Die Aus­ga­be­steue­rung der Was­ser­be­cher stellt fest, wie vie­le Frau­en und wie vie­le Män­ner wie viel Was­ser trin­ken. Das ergibt einen Daten­satz, der weiss, dass rund 30 Minu­ten spä­ter die­ses Was­ser wie­der raus muss. Ent­spre­chend steu­ert das System die Tren­nungs­tü­ren früh­zei­tig, denn es ist ja bis auf die drit­te Stel­le hin­ter dem Kom­ma klar, wie vie­le Frau­en und Män­ner inner­halb der näch­sten 30 Minu­ten die Toi­let­ten aufsuchen.

Bis hin zur Küche

Das System der Toi­let­te erkennt wie­der­um die Kon­si­stenz und Far­be des Hin­ter­leg­ten. Die­se Infor­ma­ti­on wird in Echt­zeit an die Steue­run­gen der Kaf­fee­ma­schi­nen und der Küche in der Betriebs­kan­ti­ne über­mit­telt. Denn sobald auf­grund der Daten klar ist, dass zu weni­ge Vit­ami­ne ein­ge­nom­men wur­den, reagiert die Küche sofort. Es geht sogar so weit, dass die Zutritts­kon­trol­le beim Ein­gang der Betriebs­kan­ti­ne die Check­kar­te des Mit­ar­bei­ters erkennt. Sofort wer­den bei­spiels­wei­se sämt­li­che Selbst­be­din­gungs­bo­xen für Fleisch geschlos­sen, sobald er oder sie sich dort bedie­nen will. Dafür steht der Zugang zum Salat­buf­fet weit offen. Denn eines ist klar: Die­se Infor­ma­tio­nen die­nen aus­schliess­lich dazu, dass die Gesund­heit der Mit­ar­bei­ter höher und die Aus­falls­zei­ten klei­ner werden.

Das sind unver­kenn­ba­re Vor­tei­le der Digi­ta­li­sie­rung. Dass Kaf­fee­ma­schi­nen auf­grund der Vibra­ti­on der bedie­nen­den Fin­ger spü­ren, wie stark die Dosie­rung sein muss, ist nicht neu. Neu kann aber die Kaf­fee­ma­schi­ne dank dem Inter­net der Din­ge direkt mit dem Was­ser­spen­der und den Toi­let­ten­tü­ren kom­mu­ni­zie­ren, um die Fol­gen von Kaf­fee zu organisieren.

Der Parkplatz wird digital

Im näch­sten Schritt ver­netzt Han­nes die Park­platz­sen­so­ren. Die­se stel­len fest, wel­ches Fahr­zeug mit wie viel Sorg­falt geparkt wur­de. Auf­grund einer berech­ne­ten Ner­vo­si­tät wird der Rech­ner des Mit­ar­bei­ters gestar­tet, damit die­ser sich bereits an einen ein­ge­schal­te­ten Com­pu­ter set­zen kann. Ein lau­fen­der Com­pu­ter hemmt den Mit­ar­bei­ter zudem, sich bereits früh­zei­tig – also eigent­lich vor der Arbeit – einen Kaf­fee zu geneh­mi­gen. Holt der Mit­ar­bei­ter sich trotz­dem einen, gibt die Steue­rung wie­der­um der Geträn­ke­aus­ga­be im Zwi­schen­ge­schoss den Auf­trag, dass beim näch­sten Getränk zwin­gend Vit­amin-C-hal­ti­ger Oran­gen­saft aus­ge­ge­ben wird.

Han­nes skiz­ziert und über­prüft sei­ne Umset­zungs­mass­nah­men. Es stellt sich nun noch die Fra­ge, wo all die­se Daten gespei­chert wer­den sol­len. Ame­ri­ka war lan­ge im Ver­ruf, ist aber jetzt wie­der eine valable Alter­na­ti­ve. Denn dank des aus­ge­schie­de­nen Prä­si­den­ten gibt’s Mau­ern und das Land hat sich abge­schot­tet. Siche­rer geht es nicht und all­fäl­li­ge Sicher­heits­lücken wer­den dem Kaf­fee­au­to­ma­ten sicher­lich früh­zei­tig von einem rus­si­schen Rech­ner aus gemeldet.

Ste­fan Häseli,

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­exper­te, Spea­k­er, Coach und Autor.

stefan-haeseli.com

 

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