In unsicheren Zeiten sehnt sich der Mensch nach Sicherheit und Halt. Er braucht Beziehungen, auf die er vertrauen und auf denen er aufbauen kann. Wie kann glaubwürdige Kommunikation dazu beitragen, dass sich die Menschen sicher fühlen? Die Antwort darauf kennt der Trainer, Speaker und Autor Stefan Häseli.
Lassen Sie uns nicht wieder vom Zeitalter der Fake-News reden. Trotzdem ist das Thema Glaubwürdigkeit gerade in den aktuellen und anspruchsvollen Zeiten besonders präsent. Politiker reden uns ein, dass es schlimmer denn je kommt. Andere meinen, dass alles nur aufgebauscht wird. Weitere versprechen uns, dass sie das Problem lösen werden, es dann aber doch nicht tun. Und in der Wirtschaft reden Manager in ihren Statements alles so lange schön, bis wir kaum noch wissen, was sie eigentlich meinen. Kürzlich habe ich bei der Übernahme eines Unternehmens diesen Satz aufgeschnappt: „Wir nutzen Synergien und es kostet keine Arbeitsplätze“, hiess es da vollmundig. Drei Monate später wurde dann doch zum Kahlschlag ausgeholt, mit den Worten: „Der Markt hat sich doch anders entwickelt als erwartet.“ Als ob das die vermeintlichen Experten nicht hätten kommen sehen können. Zumindest entsteht der Eindruck, dass hier etwas bewusst vertuscht wurde – ein nächstes Mal werden die Menschen diesem Management wohl eher nicht mehr glauben.
Wirksamkeit der Worte
Glaubwürdigkeit und Vertrauen liegen nahe beisammen. Wer Vertrauen aufbauen möchte, muss glaubwürdig wirken. Und weil Wirkung zu einem grossen Teil eine Kommunikationsdisziplin ist, sei festgehalten: Wer Vertrauen gewinnen, behalten, aufbauen möchte, muss glaubwürdig kommunizieren. Die Wirksamkeit der Worte steht und fällt mit deren Glaubwürdigkeit. Die Sache ist allerdings mehr als nur ein rhetorisches Stilmittel. Denn solange wir davon ausgehen, dass Sprache und Stimme nur das Transportmittel von Inhalten zwischen Sender und Empfänger sind, kann man es wohl auch bei der richtigen Wortwahl bewenden lassen.
Doch Worte, Stimme und vor allem die Körpersprache sind mehr als nur Medium. Sie sind im Grunde das Sichtbarmachen von Haltung und Gedanke des Empfängers. Das macht die Encodierung beim Empfänger so anspruchsvoll. Denn wenn es reine Wortinterpretationen wären, wäre das Prozedere noch halbwegs einfach. Zumindest auf den ersten Blick.
Stolpersteine und Missverständnisse
Bei näherer Betrachtung wird die Herausforderung deutlich: Was hat der Sender beispielsweise beim Wort „Drache“ gemeint? Ein Spielzeug? Ein Tier? Die Nachbarin? Oder doch die Schwiegermutter? Die Unklarheiten nehmen ihren Lauf … Es spielt eben mehr hinein in die Deutung von Worten. Was steckt dahinter? Was ist tatsächlich gemeint? Das zu entschlüsseln, ist nicht nur noch wesentlich anspruchsvoller, sondern birgt eine Unmenge von Stolpersteinen in Form von Missverständnissen.
Die logische Konsequenz daraus: Glaubwürdigkeit ist als elementarer Teil der Wirksamkeit anzuschauen. Die Glaubwürdigkeit ist der Beleg dafür, dass der Empfänger jene Botschaft, die der Absender sowohl verbal als auch nonverbal artikuliert hat und aussendet, als richtig oder gültig anerkennt. „Des Glaubens würdig zu sein“ heisst also, die Erwartung an die Richtigkeit zu erfüllen.
Alles beginnt mit Selbstvertrauen
Der Aufbau von Vertrauen ist per se einmal eine innere Haltung in das eigene Selbst – Stichwort Selbstvertrauen. Ohne Vertrauen in sich selbst wird es kaum möglich sein, Vertrauen in andere zu gewinnen. Im Zusammenhang mit der Kommunikation bedeutet das: Ein inneres Vertrauen in sich selbst lässt einen Menschen offener und sicherer wirken. Auch in anspruchsvollen Gesprächssituationen ist die Wirkung, die auf einem gefestigten Selbstvertrauen basiert, authentischer und ruhiger. Das wiederum zahlt auf die vertrauensgewinnende Wirkung ein. Wer wirklich selber glaubt, was er sagt – und wenn das Gesagte auch tatsächlich dem entspricht, was man selbst verinnerlicht hat –, der kann auch eine Wirkung erzielen, die aus dem eigenen Ich entspringt und damit eben rundum glaubwürdig ist.
Stefan Häseli, Trainer, Autor. Speaker, Atelier Coaching & Training AG. |