Hybrid Working: Was beim Homeoffice zu beachten ist

Die Arbeit von zu Hau­se, zu der vie­le seit Beginn der Pan­de­mie über­ge­gan­gen sind, birgt eini­ge Her­aus­for­de­run­gen. Neue Unter­su­chun­gen vom Büro­ein­rich­tungs­exper­ten Steel­ca­se haben nach­ge­wie­sen, dass das Home­of­fice für eini­ge mit deut­lich mehr Schwie­rig­kei­ten ver­bun­den ist als für andere.

Die Ausstattung im Homeoffice kann das Wohlbefinden und die Produktivität massgeblich beeinflussen. Abbildung: Thought Catalog, Unsplash
Die Aus­stat­tung im Home­of­fice kann das Wohl­be­fin­den und die Pro­duk­ti­vi­tät mass­geb­lich beein­flus­sen. Abbil­dung: Thought Cata­log, Unsplash

Eine der Kern­aus­sa­gen der Steel­ca­se-Stu­die lau­tet, dass dau­er­haf­tes Arbei­ten im Home­of­fice zu einem uner­wünsch­ten Gefäl­le zwi­schen den Mit­ar­bei­ten­den füh­ren kann, da die Rah­men­be­din­gun­gen bei der Arbeit für eini­ge nicht ide­al sind. Die­se sub­op­ti­ma­len Umstän­de kön­nen laut Stu­die bei die­ser Grup­pe dazu füh­ren, dass das Wohl­be­fin­den nach­lässt und der Stress zunimmt. Das wie­der­um habe zur Fol­ge, dass Pro­duk­ti­vi­tät und Enga­ge­ment nach­las­sen. 72 Pro­zent aller Unter­neh­men welt­weit möch­ten in Zukunft hybri­de Arbeits­stra­te­gien anwen­den, also den Mit­ar­bei­ten­den die Mög­lich­keit geben, einen Teil der Zeit von zu Hau­se zu arbei­ten. Des­halb sei es umso wich­ti­ger zu ver­ste­hen, dass die Rah­men­be­din­gun­gen im Home­of­fice oft sehr unter­schied­lich sind.

Ausstattung im Homeoffice

Laut den Initia­to­ren der Stu­die kön­nen die Ange­stell­ten anhand ihrer Rah­men­be­din­gun­gen im Home­of­fice in zwei Grup­pen auf­ge­teilt wer­den – in die­je­ni­gen, die „gut aus­ge­stat­tet“ sind und die­je­ni­gen, die „schlecht aus­ge­stat­tet“ sind. Und die­se Vor­aus­set­zun­gen wir­ken sich direkt auf die Lei­stungs­fä­hig­keit aus. Das Steel­ca­se-For­schungs­team ana­ly­sier­te demo­gra­phi­sche Muster, die Qua­li­tät der Arbeits­be­din­gun­gen und die Aus­rü­stung, die den Ange­stell­ten zur Ver­fü­gung stand (wie zum Bei­spiel schnel­les Inter­net, ein ergo­no­mi­scher Stuhl oder Tisch, ein zwei­ter Bild­schirm usw.). Dann prüf­ten sie, wie sich die­se Fak­to­ren auf Wohl­be­fin­den, Stress­le­vel und Lei­stung sowie Enga­ge­ment, Pro­duk­ti­vi­tät und Team­zu­sam­men­halt auswirkten.

Einige Menschen besitzen ein eigenes Arbeitszimmer. Es wurde bereits vor der Pandemie hauptsächlich zum Arbeiten genutzt und dient jetzt als Hauptarbeitsplatz für die Arbeit von zu Hause. Abbildung: Steelcase
Eini­ge Men­schen besit­zen ein eige­nes Arbeits­zim­mer. Es wur­de bereits vor der Pan­de­mie haupt­säch­lich zum Arbei­ten genutzt und dient jetzt als Haupt­ar­beits­platz für die Arbeit von zu Hau­se. Abbil­dung: Steelcase

Rahmenbedingungen im Homeoffice

Das Ergeb­nis: Es besteht ein direk­ter Zusam­men­hang zwi­schen den Arbeits­be­din­gun­gen im Home­of­fice und dem Wohl­be­fin­den und Stress­ni­veau. Dies wie­der­um wirkt sich direkt auf die Lei­stung aus. Je bes­ser die Arbeits­be­din­gun­gen, desto weni­ger Stress kommt beim Mit­ar­bei­ten­den auf und desto bes­ser die Arbeits­er­geb­nis­se. Das ist die gute Nach­richt. Lei­der gibt es auch eine schlech­te: Nicht jeder kann von guten Arbeits­be­din­gun­gen pro­fi­tie­ren. Eini­ge Mit­ar­bei­ten­de haben deut­lich höhe­re Erfolgs­chan­cen als ande­re, deren Rah­men­be­din­gun­gen schwie­ri­ger sind.

Ein Teil eines Raums wurde zum Arbeitsplatz umfunktioniert. Es wurden Möbel angeschafft, um den Bereich als Arbeitsareal abzugrenzen und ihn so funktional wie möglich zu gestalten. Abbildung: Steelcase
Ein Teil eines Raums wur­de zum Arbeits­platz umfunk­tio­niert. Es wur­den Möbel ange­schafft, um den Bereich als Arbeits­are­al abzu­gren­zen und ihn so funk­tio­nal wie mög­lich zu gestal­ten. Abbil­dung: Steelcase

Vorteile für die „gut ausgestattete“ Gruppe

Es kur­sie­ren immer wie­der Bil­der von Men­schen, die mit ihrem Lap­top auf dem Sofa lüm­meln. In Wirk­lich­keit ist es aller­dings so, dass die Arbeit im eige­nen Arbeits­zim­mer am leich­te­sten von der Hand geht. Die Pro­duk­ti­vi­tät der „gut aus­ge­stat­te­ten“ Grup­pe ist zwar nicht ganz so hoch wie vor der Pan­de­mie, aber deut­lich höher als bei den Kol­le­gen, denen kein sepa­ra­ter Bereich zum Arbei­ten zur Ver­fü­gung steht. Und ihr Enga­ge­ment hat im Lau­fe der Kri­se sogar zuge­nom­men. Die­se Grup­pe hat die bes­se­ren Rah­men­be­din­gun­gen und die nöti­gen Res­sour­cen, um ihre Auf­ga­ben gut zu erle­di­gen, sowie mehr visu­el­le und aku­sti­sche Pri­vat­sphä­re. Den mei­sten der „gut aus­ge­stat­te­ten“ Ange­stell­ten ste­hen ein ergo­no­mi­scher Stuhl und ein Tisch zur Verfügung.

All dies wirkt sich nach­weis­lich auf ihr Stress­ni­veau aus: Sie sind weni­ger gestresst, ihr Wohl­be­fin­den ist höher. Bei­de Aspek­te wir­ken sich posi­tiv auf ihre Lei­stung aus. Am mei­sten pro­fi­tie­ren ein­kom­mens­star­ke Män­ner in Füh­rungs­po­si­ti­on von die­sen Vor­tei­len. Kurz gesagt: Die demo­gra­phi­schen Grup­pen, die bereits vor der Pan­de­mie zur „gut aus­ge­stat­te­ten“ Grup­pe gehör­ten, genies­sen auch bei der Arbeit von zu Hau­se mehr Vorteile.

Der Bereich und die bereits vorhandenen Möbel werden sowohl für Privates als auch zum Arbeiten genutzt. Die benötigten Tools bleiben dauerhaft in dem Bereich. Der ursprüngliche Zweck kann deshalb in Vergessenheit geraten. Abbildung: Steelcase
Der Bereich und die bereits vor­han­de­nen Möbel wer­den sowohl für Pri­va­tes als auch zum Arbei­ten genutzt. Die benö­tig­ten Tools blei­ben dau­er­haft in dem Bereich. Der ursprüng­li­che Zweck kann des­halb in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Abbil­dung: Steelcase

Nachteile für die „schlecht ausgestattete“ Gruppe

Die Situa­ti­on ist für Men­schen, die in Berei­chen mit Misch­nut­zung oder an tem­po­rä­ren Arbeits­plät­zen zu Hau­se arbei­ten, völ­lig anders. Da die­se Berei­che nicht aus­schliess­lich für einen Zweck ver­wen­det wer­den, haben die Nut­zer weni­ger Kon­trol­le über ihre visu­el­le und aku­sti­sche Pri­vat­sphä­re. Sie wer­den häu­fi­ger unter­bro­chen und haben eher Schwie­rig­kei­ten, sich zu kon­zen­trie­ren. Ihnen ste­hen viel sel­te­ner ein ergo­no­mi­scher Stuhl oder Tisch und prak­ti­sches Zube­hör wie ein zwei­ter Bild­schirm zur Ver­fü­gung. Die­se man­geln­de Kon­trol­le und der feh­len­de kör­per­li­che Kom­fort beein­träch­tig­ten ihr Wohl­be­fin­den. Ihr Stress­le­vel ist höher und ihre Gesamt­si­tua­ti­on deut­lich schwie­ri­ger. Es ist also kein Wun­der, dass das Enga­ge­ment und die Pro­duk­ti­vi­tät nach­las­sen. Lei­der ist es kei­ne Über­ra­schung, dass mehr­heit­lich Frau­en, die in der Unter­neh­mens­hier­ar­chie wei­ter unten ste­hen und weni­ger Geld ver­die­nen, unter die­sen Bedin­gun­gen arbei­ten. Die Benach­tei­li­gung, die bereits vor der Pan­de­mie vor­han­den war, hat sich durch die Arbeit im Home­of­fice zusätz­lich verschärft.

Dieser Bereich wird sowohl für berufliche als auch private Aktivitäten genutzt. Wenn er nicht zum Arbeiten genutzt wird, wird er für seine ursprüngliche Funktion verwendet. Abbildung: Steelcase
Die­ser Bereich wird sowohl für beruf­li­che als auch pri­va­te für Akti­vi­tä­ten genutzt. Wenn er nicht zum Arbei­ten genutzt wird, wird er für sei­ne ursprüng­li­che Funk­ti­on ver­wen­det. Abbil­dung: Steelcase

Eine inklusive Strategie

Wenn Unter­neh­men bes­ser ver­ste­hen, wie sich die Rah­men­be­din­gun­gen im Home­of­fice auf die Per­for­mance und das Wohl­be­fin­den ihrer Mit­ar­bei­ten­den aus­wir­ken, kön­nen sie Richt­li­ni­en und Vor­ga­ben defi­nie­ren, von denen alle pro­fi­tie­ren. Sie kön­nen dafür sor­gen, dass es kei­ne Ange­stell­ten gibt, die sich iso­liert und abge­hängt füh­len, indem sie jedem eine gute Aus­rü­stung zur Ver­fü­gung stel­len. Finan­zi­el­le Anrei­ze kön­nen zwar hilf­reich sein, vie­len Ange­stell­ten ist aber nicht bewusst, wie sie ihre Arbeits­be­din­gun­gen und damit ihre Pro­duk­ti­vi­tät zu Hau­se ver­bes­sern kön­nen. Zum Bei­spiel besitzt weni­ger als ein Drit­tel der Men­schen, die in Berei­chen mit Misch­nut­zung oder an tem­po­rä­ren Arbeits­plät­zen arbei­ten, einen ergo­no­mi­schen Stuhl. Die­ses Möbel­stück hat aber einen gros­sen Ein­fluss auf das Stress­ni­veau und das Wohl­be­fin­den und somit auf die Produktivität.

Einfluss auf die Arbeitsbedingungen im Homeoffice

Füh­rungs­kräf­te kön­nen ihren Mit­ar­bei­ten­den viel­leicht zu einem bes­se­ren Stuhl oder Bild­schirm ver­hel­fen. Sie haben aber kei­nen Ein­fluss dar­auf, ob im Zuhau­se der Mit­ar­bei­ten­den genü­gend Platz für einen sepa­ra­ten Arbeits­be­reich zur Ver­fü­gung steht. Des­halb soll­ten Unter­neh­men bei der Ent­schei­dung, ob und inwie­weit sie hybri­de Arbeits­mo­del­le zulas­sen, berück­sich­ti­gen, dass der Über­gang zu mehr Arbeit im Home­of­fice zur Fol­ge haben kann, dass eini­ge Mit­ar­bei­ten­de in einer benach­tei­lig­ten Posi­ti­on sind. Sie soll­ten bereits bei der Pla­nung der Rück­kehr ihrer Mit­ar­bei­ten­den ins Büro dafür sor­gen, dass der Arbeits­platz eine aus­glei­chen­de Wir­kung hat. Im Ide­al­fall wird die Arbeits­um­ge­bung inklu­siv gestal­tet. Die Arbeits­um­ge­bung wird in die­sem Fall so anspre­chend sein, dass die Mit­ar­bei­ten­den gern ins Büro kom­men, da sie ihrer Arbeit dort beson­ders gut nach­ge­hen können.