Wertschätzung im Unternehmen ist keine Einbahnstrasse

Füh­rungs­kräf­te sol­len einen wert­schät­zen­den Umgang mit ihren Mit­ar­bei­ten­den pfle­gen und ihnen regel­mäs­sig ein posi­ti­ves Feed­back geben. Doch wer lobt eigent­lich sie und schenkt ihnen Aner­ken­nung? Das Bera­tungs­un­ter­neh­men Posi­ti­vi­ty Gui­des beschreibt die Bedeu­tung von gegen­sei­ti­ger Wertschätzung.

Die Positivity Guides Frank Nesemann, Elke Katharina Meyer und Thomas Achim Werner. Abbildung: Positivity Guides
Die Posi­ti­vi­ty Gui­des Frank Nese­mann, Elke Katha­ri­na Mey­er und Tho­mas Achim Wer­ner. Abbil­dung: Posi­ti­vi­ty Guides

Füh­rungs­kräf­te soll­ten ihre Mit­ar­bei­ten­den nicht nur als Arbeits­kräf­te sehen, son­dern auch als Men­schen ernst neh­men und einen ent­spre­chen­den Umgang mit ihnen pfle­gen – unter ande­rem, weil dies ihre Iden­ti­fi­ka­ti­on mit ihrer Arbeit und ihre Bereit­schaft, sich zu enga­gie­ren, erhöht. Die­se Bot­schaft wird jun­gen Füh­rungs­kräf­ten seit Jah­ren ver­mit­telt. Und es zeigt Wir­kung. Das Gros der Füh­rungs­kräf­te ist zumin­dest bemüht, einen wert­schät­zen­den Umgang mit ihren Mit­ar­bei­ten­den zu pfle­gen, auch wenn es manch­mal schwer ist. Zum Bei­spiel, wenn sie selbst unter Stress ste­hen. Oder wenn ein Mit­ar­bei­ten­der gewis­se Not­wen­dig­kei­ten nicht ein­se­hen möch­te. Dann den­ken sie sich: „Und wer lobt eigent­lich mich? Wer schenkt mir die gewünsch­te Aner­ken­nung? Wer fragt mich nach mei­nem Befin­den?“ Und sie fra­gen sich: „Ist das gan­ze Gere­de von Respekt und Aner­ken­nung, Acht­sam­keit und Wert­schät­zung nicht eine Einbahnstrasse?“

Führungskräfte sind auch nur Menschen

Dass Füh­rungs­kräf­te dies zuwei­len den­ken, ist ver­ständ­lich, denn: Vie­le sehen sich stän­dig mit den Wün­schen, Bedürf­nis­sen, Erwar­tun­gen ihrer Mit­ar­bei­ten­den kon­fron­tiert, doch ihren „Chef“ sehen die­se eher sel­ten als Mensch mit eben­sol­chen Wün­schen und Bedürf­nis­sen: Er soll schlicht funk­tio­nie­ren. Und wehe, er sagt – aus Mit­ar­bei­ter­sicht – mal ein fal­sches Wort, dann beginnt das Gere­de dar­über, wie unmög­lich er sich ver­hal­ten hat. Wehe er reagiert, weil er selbst gestresst ist, mal unwirsch. Dann wird sofort an sei­ner Füh­rungs­kom­pe­tenz gezweifelt.

Das soll kei­ne Mit­ar­bei­ter­schel­te sein. Aber auch in der Manage­ment­li­te­ra­tur wer­den eigent­lich stets nur die Füh­rungs­kräf­te adres­siert, wenn es um einen wert­schät­zen­den und von wech­sel­sei­ti­gem Respekt gepräg­ten Umgang mit­ein­an­der geht.

Auch Mitarbeitende sollten mal „verzeihen“ können

Zwei­fel­los spie­len Füh­rungs­kräf­te in Unter­neh­men dies­be­züg­lich eine Schlüs­sel­rol­le. Doch sind sie allein ver­ant­wort­lich, dass eine sol­che Kul­tur besteht? Nein, jedes Team­mit­glied muss sei­nen Bei­trag hier­zu lei­sten. Die Mit­ar­bei­ten­den soll­ten nicht nur sich wün­schen, als Mensch wahr­ge­nom­men zu wer­den, son­dern auch ihre Vor­ge­setz­ten so sehen. Wenn ihre Füh­rungs­kraft im Betriebs­all­tag aus ihrer Sicht unan­ge­mes­sen reagiert, soll­ten sie sich auch fra­gen: „War­um reagiert mein Chef gera­de so?“ Sie soll­ten zudem ihrem Chef „Füh­rungs­feh­ler“ auch mal ver­zei­hen – eben­so wie sie sich bei einem Feh­ler Ver­ständ­nis wünschen.

Frank Nesemann, Elke Katharina Meyer, Thomas Achim Werner: „Positiv führt – Mit Positive Leadership Teams und Organisationen empowern“, Business Village 2024, 294 S., 34,95 €.
Frank Nese­mann, Elke Katha­ri­na Mey­er, Tho­mas Achim Wer­ner: „Posi­tiv führt – Mit Posi­ti­ve Lea­der­ship Teams und Orga­ni­sa­tio­nen empowern“, Busi­ness Vil­la­ge 2024, 294 S., 34,95 €.

Dies sind jedoch nur Grund­an­for­de­run­gen, die Mit­ar­bei­ten­de erfül­len soll­ten, damit ein stress­frei­es Mit­ein­an­der ent­steht. Soll­ten sich Mit­ar­bei­ten­de dar­über hin­aus eine von Ver­trau­en gepräg­te Bezie­hung mit ihrer Füh­rungs­kraft wün­schen, soll­ten sie sich fra­gen: „Wann habe ich mei­nem Chef zum letz­ten Mal gelobt?“ So zum Bei­spiel dafür, dass er regel­mäs­sig eini­ge per­sön­li­che Wor­te mit ihnen wech­selt, oder dass er bei Bedarf stets ein offe­nes Ohr für sei­ne Mit­ar­bei­ten­den hat. Oder dafür, dass er kla­re Anwei­sun­gen gibt.

Führungskräfte wünschen sich Anerkennung

Mit­ar­bei­ten­de soll­ten sich zudem zuwei­len fra­gen: Wann habe ich mei­nem Chef zum letz­ten Mal signa­li­siert, dass ich die Kom­ple­xi­tät sei­nes Jobs und die Her­aus­for­de­run­gen sehe? So zum Bei­spiel, dass er sei­ne Pla­nun­gen wegen der vie­len Ver­än­de­run­gen im Umfeld per­ma­nent über den Hau­fen wer­fen muss. Oder dass er als Mana­ger in einer Sand­wich-Posi­ti­on auch Druck von oben hat. Wir ver­spre­chen, wenn ein sol­ches Ein­füh­lungs­ver­mö­gen hin und wie­der gezeigt wird, ver­schlech­tert sich die Bezie­hung zur Füh­rungs­kraft nicht. Im Gegen­teil, sie wird sich verbessern.