In der Zeit nach dem Jahreswechsel werden in Unternehmen häufig Ansprachen gehalten. Das wird auch 2022 so sein – obwohl das Jahres-Kick-off Corona-bedingt erneut häufig online stattfinden wird. Mit den Tipps der Management-Beraterin Barbara Liebermeister gelingt die Online-Rede.

Tipp 1: Nicht sitzen
Wenn wir sitzen, gestikulieren wir kaum und unterstreichen somit auch die Bedeutung unserer Worte erheblich weniger. Wenn die Redner hingegen stehen und sich vor der Kamera bewegen, senden sie an die Zuhörenden mehr körpersprachliche Signale. Das erhöht ihre Wirkung und die ihrer Aussagen.
Tipp 2: So aktiv wie bei Präsenz-Vorträgen agieren
Wenn wir mit einem nicht sichtbaren Publikum kommunizieren, zeigen wir meist auch weniger Mimik. Deshalb wirken unsere Worte schnell fad. Es ist sinnvoll, sich vor dem Auftritt energisch selbst zu pushen – ähnlich wie ein Schauspieler.
Tipp 3: Auf eine gute Beleuchtung achten
Auf eine gute Ausleuchtung des Raums zu achten ist wichtig. Insbesondere auf das Gesicht sollten keine Schatten fallen, damit Mimik und Augensprache gut zu erkennen sind.
Tipp 4: Die Kernbotschaften grafisch unterstreichen
Online ist es schwieriger, Botschaften glaubhaft und eindrücklich zu vermitteln als in Präsenz-Veranstaltungen. Deshalb sollten die Kernbotschaften der Rede hervorgehoben werden – zum Beispiel mit Grafiken oder kurzen Videos.
Tipp 5: Vorsicht mit der Technik
Je instabiler die Verbindung ist, desto unprofessioneller kann der Vortrag wirken. Je stärker man sich während seiner Rede mit der Technik beschäftigen muss, desto unpersönlicher wird man auf das Publikum wirken. Hier kann gute Vorsorge sehr hilfreich sein. Bei wichtigen Reden mit einem grösseren Auditorium sollte auf eine persönliche technische Unterstützung zurückgegriffen werden.
Tipp 6: Für Abwechslung sorgen
Neue Dinge wie Musik im Hintergrund auszuprobieren, kann die Stimmung sehr auflockern. Alles, was für eine spannende Dramaturgie sorgt, ist erlaubt. Bitte nur nichts Anstössiges oder einzelne Gruppen Verunglimpfendes vorstellen.
Tipp 7: Mit Storytelling arbeiten
Die Zuhörenden auf eine Gedankenreise mitzunehmen, erhöht die Bindung. Die Reise kann zum Beispiel durch das kommende Geschäftsjahr führen. Vorab ist zu überlegen: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt an der Reise teil?
Tipp 8: Auf die Umgebung achten
Es ist zwar menschlich, wenn zum Beispiel die Unordnung im Arbeitszimmer auch einen persönlichen Eindruck vermittelt. Es sollte sich aber jede Führungskraft fragen, ob dies der Botschaft entspricht, die vermittelt werden soll. Für ein aufgeräumtes Zimmer sollte vor dem Online-Auftritt stets gesorgt werden. Eine Alternative sind virtuelle Hintergründe und Firmenlogos.
Tipp 9: Auf ein gepflegtes Äusseres achten
Was für die Ordnung gilt, sollte auch für das eigene Äussere der Massstab sein. Es wirkt zwar lässig, wenn man den Chef mit Dreitage-Bart oder die Chefin im Schlabber-T-Shirt sieht. Doch geht davon die gewünschte Wirkung aus?
Tipp 10: Die Menschen nicht vergessen
Bei Online-Reden sieht der Redende in der Regel die Gesichter der Zuhörenden nicht. Zumindest kann er mit ihnen nicht per Blickkontakt kommunizieren. Deshalb sollten einzelne Personen oder Personengruppen wie die Techniker, die Auszubildenden oder die Mitarbeitenden im Homeoffice regelmässig direkt angesprochen werden.
Und noch ein Tipp: Bei Pannen gelassen bleiben, denn der Hauptjob als Führungskraft ist es nicht, Reden zu halten. Kleine Pannen wirken in den allermeisten Fällen eher authentisch. Und auch über grössere Pannen sehen Zuhörende grosszügig hinweg, sofern die Beziehung zu ihnen stimmt.
![]() Barbara Liebermeister, Management-Beraterin, Autorin und Institutsleiterin, Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ). |