Wer an einem verregneten Montag im Büro sitzt, träumt vielleicht davon, in Shorts und mit Meerblick zu arbeiten. Für zwei Freelancer ist das Realität geworden. Als Auswanderer haben sie ihre Jobs mitgenommen. Die Plattform Freelancermap hilft bei der Vermittlung von Aufträgen weltweit. Ein Erfahrungsbericht.

Pierre Wilken war ursprünglich DevOps-Architekt und mit seinem Job grundsätzlich zufrieden. Heute hat er sich weiterentwickelt. Er arbeitet als strategischer Berater und ist Unternehmer. Patrick Richter ist Cloud- und SRE-Engineer. Doch beide wollten mehr. Das Motiv der Freiheit brachte sie dazu, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Und wenn der Job es schon ermöglicht, von überall zu arbeiten, sollte diese Chance auch genutzt werden.
Umfrage bestätigt Reisebereitschaft
So stand der Entschluss fest, in eine Umgebung mit mehr Lebensqualität und Eigenverantwortlichkeit zu ziehen. Mit dieser Entscheidung stehen die zwei nicht allein da. Laut Freelancer-Kompass 2025, einer Befragung von Freelancern, Freiberuflern und Selbstständigen im deutschsprachigen Raum, arbeiten bereits 26 Prozent der Freelancer aus dem Ausland für Kunden im DACH-Raum. 48 Prozent von ihnen geben als einen der Hauptgründe für die Selbstständigkeit das ortsunabhängige Arbeiten an. Fast die Hälfte der Befragten denkt laut einer weiteren Freelancermap-Umfrage über eine Auswanderung nach.
Zwei Ansätze für das Arbeiten im Ausland
Auch Pierre Wilken und Patrick Richter suchten nach einem neuen Umfeld und ihre Herangehensweisen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Wilken ging systematisch vor, erstellte eine Excel-Tabelle mit Kriterien wie Wetter, Kulinarik, Sprache, Steuern usw. Am Ende stand fest: Die Entscheidung fällt auf Zypern. Nach drei glücklichen Jahren dort zog er mit seiner Partnerin von der Mittelmeerinsel in die Natur von British Columbia – Kanada. Ganz anders Patrick Richter. Sein Motto war: nicht lange überlegen, einfach machen. Wenn man zu lange drüber nachdenkt, findet man zu viele Gründe, es nie zu tun. So verkaufte er all seine Sachen bis auf das Nötigste und zog nur mit einem Rucksack los. Nicht nur klimatisch, auch steuerlich war das Ausland für ihn attraktiv, genau wie für 38 Prozent der in der Umfrage befragten Freelancer. Derzeit lebt er in den Vereinigten Staaten in Saint Petersburg, Florida.
Auswandern war die beste Entscheidung
Allen voran ist es die gewonnene Freiheit, die das Leben als Freelancer und das Wohnen an einem Ferienort ermöglicht. Wilken geht Wandern und Campen, macht Yoga und Kanutouren. Nicht ab und zu, sondern jede Woche. Wenn Patrick Richter danach ist, geht er nach der Arbeit einfach mal ans Meer. Doch das Leben im Ausland bringt auch Herausforderungen mit sich. Für Wilken ist es die Zeitverschiebung. Da verlangt die Zusammenarbeit mit europäischen Kunden gute Organisation. Manchmal fehlt ebenfalls der Austausch mit Kollegen vor Ort. Dafür hat er sich eine eigene digitale Community aufgebaut.
Horizonte erweitern und neue Perspektiven
Was würden sie anderen raten, die mit dem Gedanken spielen, auszuwandern? Beide sagen: Jeder sollte es in seinem Leben einmal gemacht haben. Denn zurückkommen kann man immer. Bei langen Aufenthalten ist Planung wichtig, gerade für steuerliche und rechtliche Themen. Wer dann sein Business im Griff und klare Strukturen hat, kann von fast überall erfolgreich arbeiten. Digitale Vernetzung und spezialisierte Freelancing-Plattformen helfen dabei, neue Kontakte zu knüpfen und Projekte zu finden. Auswandern löst laut Richter allerdings keine inneren Konflikte. Ein Perspektivwechsel kann aber helfen, klarer zu sehen, wer man ist und was man wirklich will. Für Wilken zeigen längere Auslandaufenthalte und die Selbstständigkeit eindeutig, dass sie den Horizont erweitern und Menschen dazu bringen, proaktiv Eigenverantwortung zu übernehmen.