Digitalisierung und Pandemie haben auch dem Markt für PBS-Artikel zugesetzt. Welche Entwicklungen es aktuell gibt, wie die Zukunft der Branche aussehen könnte und vieles mehr haben wir Beat Nydegger, Vorstandsmitglied des Verbandes PBS und Grusskarten Schweiz, gefragt.
Herr Nydegger, wie sind die im Verband PBS und Grusskarten Schweiz organisierten Unternehmen bislang durch die Corona-Krise gekommen?
Beat Nydegger: Wir hatten die Gelegenheit, uns innerhalb der Branche mit unterschiedlichen Anbietern auszutauschen. Die letzten sechs Monate erlebten sowohl wir als auch unsere Handelspartner als sehr herausfordernd, geprägt durch unterschiedliche Handicaps: Verschiebungen der Absatzkanäle, Teilschliessungen des Retails, zurückhaltende Bestellvolumen des Handels, Rohstoffpreiserhöhungen, Beschaffungsengpässe, um nur einige zu nennen.
Was zählt für Sie aktuell zu den grössten Herausforderungen des PBS-Marktes in Bezug auf das Bürosegment in der Schweiz?
Bereits vor einigen Jahren hat eine wesentliche Veränderung begonnen. Schauen Sie auf Ihren eigenen Büro-Arbeitsplatz im Office und auch im Homeoffice. Realität ist bereits, dass grössere Unternehmen die Anzahl der Büroarbeitsplätze um 20 bis über 30 Prozent reduzieren wollen. Aktuelle Konzepte von namhaften Dienstleistern sehen vor, dass sich die Mitarbeitenden für einen Tag pro Woche im Unternehmen zum Austausch treffen sollten. Das bedeutet 80 Prozent Homeoffice-Präsenz. Diese Entwicklung hat eine nachhaltig negative Auswirkung auf die Nachfrage. Die Nachfrage, die aus dem Homeoffice generiert wird, kompensiert den Umsatzrückgang des Office-Geschäfts nur teilweise. „Bei den Investitionen im Homeoffice wird gespart“, sagen Marktteilnehmer.
Welche Entwicklung erwarten Sie hier in den nächsten Jahren?
Die Nachfrageveränderung zwingt die Industrie, ihre Sortimente den neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir sehen Überkapazitäten, die abgebaut werden müssen. Vertikale Kooperationen im ganzen Bereich der Wertschöpfung sind unumgänglich, um die Konkurrenzfähigkeit der Firmen zu sichern. Die Beschaffungs- und Vertriebskonzepte verändern sich stark. Händler kaufen direkt beim Produzenten ein. Markenhersteller setzen auf Mulit-Channel-Distributions-Konzepte.
Welche Trends gibt es derzeit im Bereich Bürobedarf?
Im Homeoffice erleben wir eine Nachfrage nach Sortimenten, die eine individuelle Arbeitsplatzgestaltung unterstützen. Die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten sind offener geworden.
Wie beurteilen Sie die Vision vom papierlosen Büro?
Die Begrifflichkeit ist für uns in dieser Fragestellung zu wenig klar abgegrenzt. In strukturierteren Prozessen kommen bereits seit längerer Zeit oftmals digitalisierte Daten zum Einsatz. Beim individuellen Gebrauch freuen sich die Nutzer über die einzigartige Haptik, den Gebrauch eines angenehmen Schreibgeräts und vielleicht einfach über die Lust am Schreiben.
Welche analogen Bürobedarfsprodukte werden wir trotz fortschreitender Digitalisierung weiterhin in Büro und Homeoffice vorfinden?
Die Nutzung ist auch eine Frage des Behaviors und somit zielgruppenabhängig. Klassische „Must-have“-Produkte wie Schreibstifte aller Art und Alltagshelfer wie Locher, Hefter & Co. erfüllen nicht nur Funktionen, sondern werden auch zum attraktiven Accessoire auf dem Homeoffice-Schreibtisch.
Was macht die Arbeit in Ihrer Branche auch noch für die Generationen Y und Z attraktiv?
Ja, da gibt es eine Menge Herausforderungen, die wir als äusserst spannend wahrnehmen. Da ist zum Beispiel der starke Trend im Bereich der Kreativität. Welche Produkte wünscht und erwartet der mobile Konsument? Spielerisches Lernen von der Kita bis zur Schule. Welche Bedürfnisse haben dazu die Kinder, Lehrpersonen und Eltern?