Warum individuelle Regelungen bei hybridem Arbeiten sinnvoll sind

Hybrid­ar­beit hat sich in vie­len Unter­neh­men eta­bliert. Oft gilt die „gol­de­ne Mit­te“ von zwei bis drei Office-Tagen pro Woche als ide­al. Wes­halb das aber nur die hal­be Wahr­heit ist und war­um eine pau­scha­le Home­of­fice-Rege­lung nicht reicht, erklärt Ivan Cos­su, CEO von Deskbird.

Individuelle Regelungen beim hybriden Arbeiten können die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen. Abbildung: Andrey Popov, Depositphotos
Indi­vi­du­el­le Rege­lun­gen beim hybri­den Arbei­ten kön­nen die Zufrie­den­heit der Mit­ar­bei­ten­den erhö­hen. Abbil­dung: Andrey Popov, Depositphotos

Zukunfts­ge­rich­te­te Unter­neh­men mit Büro­ar­bei­tern kom­men um das The­ma Hybrid­ar­beit nicht mehr her­um. So arbei­ten fast zwei Drit­tel der Befrag­ten des „Sta­te of Hybrid Work Report“ von Owl Labs hybrid, ein Anstieg von 13 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr. 52 Pro­zent bevor­zu­gen maxi­mal zwei Tage Büro­ar­beit pro Woche – ein Zei­chen für den Wunsch nach per­sön­li­chem Kon­takt bei gleich­zei­ti­ger Fle­xi­bi­li­tät. Fehlt Letz­te­re, zie­hen 31 Pro­zent einen Job­wech­sel in Erwä­gung. Das Pro­blem die­ser Betrach­tung: Metho­di­sche Schwä­chen und feh­len­de Schlüs­se zei­gen ein ver­klär­tes Bild der ver­meint­li­chen „gol­de­nen Mit­te“ beim The­ma Hybrid­ar­beit. Das Durch­schnitts­al­ter der Befrag­ten ist bei­spiels­wei­se mit unter 40 Jah­ren kaum reprä­sen­ta­tiv für Unter­neh­men. Jün­ge­re Arbeit­neh­mer nei­gen eher zu aus­ge­wo­ge­nen hybri­den Model­len, was die hohe Zustim­mung zur „gol­de­nen Mit­te“ von zwei bis drei Office-Tagen erklärt.

Die Grenzen der „goldenen Mitte“

Abseits sol­cher Schwä­chen zeigt die Umfra­ge jedoch klar: Die „gol­de­ne Mit­te“ passt zwar für vie­le, ist jedoch kei­ne Uni­ver­sal­lö­sung: So arbei­ten zwar 39 Pro­zent der hybrid Arbei­ten­den drei Tage pro Woche im Büro, aber nur 31 Pro­zent von ihnen emp­fin­den dies auch als ide­al. 52 Pro­zent bevor­zu­gen ein bis zwei Tage pro Arbeits­wo­che im Office, immer­hin 17 Pro­zent vier Tage oder mehr. Wenn Unter­neh­men ihrer Beleg­schaft also drei Tage Büro­an­we­sen­heit vor­schrei­ben oder ihr Büro nur auf die­ses Modell aus­le­gen, trifft das nicht den Wunsch der Mehrheit.

Hybride Arbeit regeln: „More is more“

In der Pra­xis geht es häu­fig nicht so sehr dar­um, wie viel die Mit­ar­bei­ten­den im Home­of­fice arbei­ten, son­dern wie fle­xi­bel und mobil. Denn in hybri­den Set­tings sind zahl­rei­che Mit­ar­bei­ten­de auch an Büro­ta­gen oft nicht am Schreib­tisch, da sie an die­sen Tagen haupt­säch­lich Team­mee­tings pla­nen. Hier ist die klas­si­sche Schreib­tisch­auf­tei­lung nicht zeit­ge­mäss. Auch Aus­sen­dienst­mit­ar­bei­ten­de, die mobil, aber nicht im Home­of­fice arbei­ten, müs­sen sinn­voll inte­griert wer­den, wenn sie ins Büro kom­men. Über Daten­ana­ly­sen aus Tools für das Arbeits­platz­ma­nage­ment, Team­be­fra­gun­gen oder direk­tes Feed­back lässt sich erken­nen, wel­che Bedürf­nis­se die Mit­ar­bei­ten­den an ihren Arbeits­platz haben und wel­che Rege­lun­gen für die Hybrid­ar­beit im Unter­neh­men sinn­voll sind. Unter­schei­dun­gen kön­nen nach ver­schie­de­nen Kri­te­ri­en getrof­fen wer­den. Immer in Abstim­mung mit den Teams und ori­en­tiert dar­an, die Pro­duk­ti­vi­tät zu maximieren:

  • Rol­len: Kol­la­bo­ra­ti­ve Rol­len wie in Pro­dukt­ent­wick­lung oder Mar­ke­ting pro­fi­tie­ren poten­zi­ell von mehr Büro­prä­senz, wohin­ge­gen Ein­zel­ar­beit im Home­of­fice auch effi­zi­ent sein kann.
  • Indi­vi­du­el­le Cha­rak­te­re und Prä­fe­ren­zen: Je nach Lebens­si­tua­ti­on bevor­zu­gen man­che mehr Remo­te­ar­beit, ande­re den Aus­tausch im Büro. Ein gestaf­fel­tes Modell schafft eine Balan­ce zwi­schen Indi­vi­dua­li­tät und Plan­bar­keit in der Organisation.
  • Pro­jek­te: Bei Unter­neh­men, die stark pro­jekt­be­zo­gen arbei­ten, eig­nen sich eben­falls situa­ti­ve Kon­zep­te. In der Pla­nungs­pha­se bei­spiels­wei­se kann es sinn­voll sein, häu­fi­ger ins Office zu kom­men und gemein­sam zu brainstormen.

Individualität ist für Mitarbeitende attraktiv

Indi­vi­du­el­le Hybrid-Regeln kön­nen nicht nur die Pro­duk­ti­vi­tät im Unter­neh­men posi­tiv beein­flus­sen, son­dern sind auch ein Signal der Wert­schät­zung gegen­über den Mit­ar­bei­ten­den. Durch dif­fe­ren­zier­te Regeln füh­len sich die Team­mit­glie­der gehört und ein­be­zo­gen. Ver­fol­gen Unter­neh­men die­sen Weg kon­se­quent und ver­stei­fen sich nicht auf eine ver­meint­li­che „gol­de­ne Mit­te“, schaf­fen sie eine zugleich effi­zi­en­te und inklu­si­ve Arbeits­um­ge­bung: ein ent­schei­den­der Punkt auf dem Weg in die Zukunft der Arbeit.