Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im Kundenkontakt stossen Unternehmen immer wieder auf sechs Paradoxa, die es zu überwinden gilt. Die Schweizer Spitch AG nennt zehn Schritte zur erfolgreichen Implementierung eines KI-Kommunikationssystems.
#1 Verbunden und doch isoliert
Eine KI-Kommunikation verläuft meist reibungslos und zielorientiert. Doch das „Schwätzchen“ entfällt – obgleich dieses für die persönliche Kundenbindung oftmals von wichtiger Bedeutung ist. Unternehmen müssen bei der KI-Automatisierung darauf achten, den Kunden Gelegenheiten zu geben, sich von Mensch zu Mensch auszutauschen.
#2 Niedrigere Kosten, aber höherer Preis
KI-Effizienz kann die Kosten der Kundenkommunikation senken. Wenn dadurch Arbeitsplätze wegrationalisiert werden, sind die gesellschaftlichen Kosten zu bedenken. Die Wirtschaft ist aufgefordert, dieses Thema mit Bedacht anzugehen, weil sozialer Frieden eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit darstellt.
#3 Höhere Qualität, aber weniger Empathie
KI verbessert den Service, aber es fehlt in der Regel das menschliche Verständnis. Unternehmen sollten bei aller Effizienz berücksichtigen, dass eine Firma langfristig nur erfolgreich sein kann, wenn sie von den Kunden als sympathisch empfunden wird.
#4 Zufrieden und doch frustriert
Die Effizienz der KI-Lösung kann tatsächlich zu Frustration führen, wenn beispielsweise nur die gestellte Frage beantwortet wird, aber die Gesamtzusammenhänge nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Die Frage, warum ein Mensch eine bestimmte Frage stellt, spielt eine wichtige Rolle. Heutige KI-Systeme können diese „Frage hinter der Frage“ oft nicht erkennen. Eine regelmässige Durchsicht der Kundendialoge aus diesem Blickwinkel ist daher geboten.
#5 Personalisiert, aber aufdringlich
Unternehmen sollten darauf verzichten, KI-Systeme einzusetzen, um Kunden häufig auf sie persönlich zugeschnittene Angebote zu unterbreiten. Niemand will einen „Dauerverkäufer“ an seiner Seite haben.
#6 Mächtig, aber verletzlich
Das Potenzial der KI birgt das Risiko des Missbrauchs. Firmenleitungen sollten daher regelmässig checken, dass es zu keinem Missbrauch kommt. Dabei kann es um Verletzungen des Datenschutzes gehen, aber auch um mögliche verdeckte Unterscheidungen eines KI-Systems anhand von Kriterien, die gegen die Governance verstossen.
Leitplanken bei der KI-Einführung
Insbesondere sollte beim KI-Einsatz in der Kundenkommunikation nicht die Rationalisierung im Vordergrund stehen, sondern die Stärkung der Kundenbindung durch qualitative Verbesserungen. Das Credo lautet: Künstliche Intelligenz soll den Menschen nicht ersetzen, sondern seine Fähigkeiten verbessern. Dabei steht die KI-gestützte Kundenkommunikation („Conversational AI“) an der Spitze dieser Entwicklung, denn nirgendwo sonst stossen Mensch und Maschine so direkt aufeinander. Eine schrittweise und wohlbedachte Vorgehensweise unter Berücksichtigung ist entscheidend für eine erfolgreiche KI-Einführung:
- Identifizierung der Bereiche, in denen KI die grösste Wirkung erzielen kann.
- Start von Pilotprojekten und Nutzung der „Learnings“ für die weiteren Schritte.
- Datenqualität und Datenverwaltung bewerten und gegebenenfalls verbessern.
- Investition in umfassende Schulungen für die Beschäftigten.
- Aufrechterhaltung des Zugangs zu menschlichen Ansprechpartnern für Kunden.
- Fokussierung auf die Verbesserung der menschlichen Aktivitäten, nicht auf den Ersatz.
- Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Umsetzung.
- Beachtung von Datenschutz- und Compliance-Anforderungen.
- Offene Kommunikation über Schwierigkeiten oder Nachteile.
- Schrittweises Ausrollen in andere Unternehmensbereiche.