Der digitale Wandel der Arbeitswelt ist in vollem Gange. Auch die Bürobedarfsbranche ändert sich zunehmend. Wir sprachen mit John Zoellin, Präsident des Verband PBS und Grusskarten Schweiz, über die Herausforderungen der Branche, die Zukunft der Büroarbeit und das papierlose Büro.
Büroblog Schweiz: Herr Zoellin, was zählt für Sie aktuell zu den grössten Herausforderungen für die Bürobedarfsbranche?
John Zoellin: Da ist einerseits die von der Covid-Pandemie geprägte aktuelle Situation, welche zu einer starken Verlagerung der Beschaffungswege in den Onlinebereich und einer Veränderung der Produktbedürfnisse geführt hat. Andererseits verändern die rasch fortschreitende Digitalisierung und die Zunahme der Homeoffice-Nutzung grundsätzlich die Nachfrage der Bürobedarfsprodukte. Diese Faktoren werden uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen.
Wie könnte sich der PBS-Markt in den kommenden zehn Jahren entwickeln?
Die Verlagerung in den Online-Vertriebskanal wird den stationären Handel weiterhin stark fordern. Ich gehe davon aus, dass sich der stationäre Handel weiterhin stark in Richtung Fantasie, Geschenke, Spielwaren und Spezialitäten entwickeln wird. Die klassischen Bürobedarfsprodukte werden zunehmend online beschafft, wobei hier die traditionellen Kanäle immer mehr verwässert werden und die neuen Onlineplattformen wie Amazon etc. sich immer breiter machen werden.
Rolodex, Tipp-Ex und Fax verschwinden langsam aus den Büros – welche Utensilien aus der guten alten Analogwelt sollten im Office erhalten bleiben?
Natürlich könnte ich nun eine Lanze für unseren Briefumschlag oder Büroblock brechen. Diese liegen mir verständlicherweise sehr am Herzen. Grundsätzlich wäre es schön, wenn wir das geschriebene Wort auch in ferner Zukunft pflegen und damit Schreibgeräte und etwas Papier erhalten bliebe. Ob das unsere Nachkommen auch so sehen, wird sich zeigen.
Wie stehen Sie zur Vision des papierlosen Büros?
Natürlich unterliege ich einer ‚Deformation Professionelle‘ und meine Glaubwürdigkeit diesbezüglich ist etwas untergraben. Mit etwas Abstand betrachtet können wir feststellen, dass gewisse Produkte den Weg ins Homeoffice nicht geschafft haben. Wir konstatieren auch, dass viele Prozesse heute digital ablaufen. Diese beiden Veränderungen werden das Papier und damit verbundene Produkte weiter aus dem Büro drängen. Ich glaube aber auch, dass es weiterhin viele Anwendungen gibt, bei denen das Nutzen von Papier einfacher, effizienter sowie zielführender ist und damit auch weiterhin seinen Platz im Büro haben wird.
Was bedeutet New Work für Sie?
Die Arbeitswelt hat sich auch bei uns gewandelt, und dieser Trend ist nicht aufzuhalten. Wir haben Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen bezüglich des Arbeitsstils, der Erwartungen an den Arbeitsplatz und den Entwicklungsmöglichkeiten. Als Arbeitgeber müssen wir uns darauf einstellen, dass die heranwachsende Generation noch mehr Augenmerk auf die Work-Life-Balance und das passende Arbeitsumfeld legen wird. Sie ist aber auch bereit, sich einzubringen und möchte mitgestalten. Für uns bedeutet dies, weiter in die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitsplatzes zu investieren, neue Technologien einzubauen und Schritt zu halten mit der digitalen Entwicklung und dem sich verändernden Führungsstil.
Werden wir 2030 noch in Büros arbeiten?
Im Moment schwingt das Pendel in Richtung Homeoffice und zwar auf zwei Ebenen. Einerseits sind die grossen Firmen daran, ihre Mitarbeiter mit Shared-Arbeitsplätzen auszurüsten und damit Mieten und Investitionen in physische Arbeitsplätze zu reduzieren. Andererseits treffen sie mit diesem Angebot auch auf eine Generation von Mitarbeitern, welche diese Möglichkeit aktiv suchen. So gesehen eine Win-win-Situation. Ich höre aber auch Voten, speziell in dieser Corona-Zeit, welche den persönlichen Austausch sehr vermissen. Nur noch Homeoffice und ausschliesslich per Video zu kommunizieren scheint für viele nicht die wirkliche Lösung. Wir sind soziale Wesen und brauchen den Bürotratsch. Nicht jeden Tag, aber doch ab und zu.
Welche Tipps geben Sie den Generationen Y und Z für den Einstieg in die Büroarbeitswelt?
Die neuen Generationen haben noch nie viel auf die Tipps der Alten gegeben. Das war ja auch schon bei uns der Fall. In diesem Sinne verzichte ich auf grosse Ratschläge. Ich bin überzeugt, sie werden ihre Erfahrungen machen, daraus lernen und die Welt positiv beeinflussen.
Vielen Dank.