New Work – Beyond the hype #7/7

In sei­ner Kolum­ne erläu­tert Timm Urschin­ger, CEO der Schwei­zer LIVE­sci­en­ces AG, neue und inno­va­ti­ve Orga­ni­sa­ti­ons­mo­del­le für Unter­neh­men. Der sieb­te Teil zeich­net die Ent­wick­lung einer Teal-Orga­ni­sa­ti­on nach und zeigt die Her­aus­for­de­run­gen, Chan­cen und Mög­lich­kei­ten auf die­sem Weg.

Organisationen und Mitarbeitende profitieren von New-Work-Strategien. Abbildung: Fauxels, Pexels
Orga­ni­sa­tio­nen und Mit­ar­bei­ten­de pro­fi­tie­ren von New-Work-Stra­te­gien. Abbil­dung: Fau­xels, Pexels

Nach­dem wir uns nun in den sechs Tei­len mei­ner Kolum­ne rund um New Work mit Teal, Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on, rol­len­ba­sier­tem Arbei­ten, Per­for­mance Manage­ment und selbst­be­stimm­ten Gehäl­tern beschäf­tigt haben, stellt sich die Fra­ge: Wie sieht sie denn nun aus, die Zukunft der Arbeit? Wie orga­ni­sie­ren sich Unter­neh­men tat­säch­lich im täg­li­chen Busi­ness – jen­seits aller Trends? Was tun Füh­rungs­kräf­te, um ihrer Auf­ga­be nach­zu­kom­men – wo doch nie­mand mehr geführt wird? Und wie kom­men Mit­ar­bei­ten­de mit all dem klar? Tat­sa­che ist: Der täg­li­che Kampf mit der Kom­ple­xi­tät ist für kei­nen ein Zucker­schlecken. Teal zu wer­den oder zu sein, ist nicht ein­fach. Dass es sich lohnt, hat die­se Serie mit ihren Ein­blicken in unse­re eige­ne Evo­lu­ti­on hof­fent­lich gezeigt.

Wir leben in einer sich rasch ver­än­dern­den Welt, in der unzäh­li­ge Syste­me und Ele­men­te mit­ein­an­der inter­agie­ren. Das macht unser Umfeld kom­plex und manch­mal unser Leben und unse­re Arbeit sehr kom­pli­ziert. Das Gute dar­an ist: Auch wenn wir nicht wis­sen oder es abseh­bar ist, ob wir es rich­tig machen, kön­nen wir heu­te mehr denn je unse­re Schöp­fer­kraft bewei­sen. Wir haben es in der Hand, unse­re Arbeits­welt bewusst zu trans­for­mie­ren, Orga­ni­sa­tio­nen gemein­sam anders zu gestal­ten und vor allem uns selbst dabei zu entwickeln.

Die Evolution schreitet voran

Orga­ni­sa­tio­nen und Bran­chen sind dis­rup­tiert, Märk­te einem stän­di­gen Wan­del unter­wor­fen und mensch­li­che Reak­tio­nen nicht mehr vor­her­seh­bar. Kein Wun­der, dass unse­re Stär­ken von gestern die Schwä­chen von heu­te sind. Waren bis vor weni­gen Jah­ren noch opti­mier­te und effi­zi­ent geführ­te Unter­neh­men die Gewin­ner, sind die Hel­den der Zeit inzwi­schen hoch­gra­dig inno­va­ti­ve und agi­le Orga­ni­sa­tio­nen. Und das hat einen guten Grund: Auf Kun­den- und Mit­ar­bei­ter­sei­te sind neue Bedürf­nis­se ent­stan­den. Vor allem durch Covid wur­den Ent­wick­lun­gen beschleu­nigt. Wir dis­ku­tie­ren über hybri­de und dezen­tra­le Arbeits­for­men, die Schaf­fung moder­ner Arbeits­plät­ze, die ein star­kes kul­tu­rel­les Rück­grat für das Unter­neh­men bil­den, B-Corps, SDGs und ande­re Nach­hal­tig­keits­zie­le und vie­les mehr. All das führt zu einer not­wen­di­gen Schlüs­sel­fä­hig­keit für die Ent­wick­lung von Orga­ni­sa­tio­nen: auf orga­ni­sa­to­ri­scher und indi­vi­du­el­ler Ebe­ne schnell und effek­tiv auf Ver­än­de­run­gen zu reagie­ren und gleich­zei­tig die men­ta­le Gesund­heit zu bewah­ren. Aber wie kann das gelingen?

Weil jeder eine Führungspersönlichkeit ist, übernehmen alle Führung. Abbildung: John Hain, Pixabay
Weil jeder eine Füh­rungs­per­sön­lich­keit ist, über­neh­men alle Füh­rung. Abbil­dung: John Hain, Pixabay

Wenn plötzlich alle führen

Agi­le oder selbst­or­ga­ni­sier­te Unter­neh­men benö­ti­gen eher mehr als weni­ger Füh­rungs­kräf­te! Para­dox, aber erklär­bar: Weil jeder eine Füh­rungs­per­sön­lich­keit ist, über­neh­men alle Füh­rung – im Gegen­satz zu eini­gen weni­gen Aus­er­wähl­ten in tra­di­tio­nell büro­kra­ti­schen und hier­ar­chi­schen Orga­ni­sa­tio­nen. Es ist ein inter­es­san­ter Spa­gat, sei­ner eige­nen Ver­ant­wor­tung gerecht zu wer­den, ohne dabei zu direk­tiv oder zu kon­trol­lie­rend zu wir­ken. Vor allem, weil ich als Gründer/Eigentümer oder auch als Kader/Vice Pre­si­dent etc. die­se Ver­ant­wor­tung – auch rein recht­lich – nie ganz los­wer­de. In einer Teal-Orga­ni­sa­ti­on gibt es des­halb ent­spre­chend hohe Erwar­tun­gen an bzw. For­de­run­gen nach Füh­rung und Auto­no­mie zugleich. Im Ide­al­fall wer­den Men­schen in selbst­or­ga­ni­sier­ten Unter­neh­men immer wie­der dazu ermu­tigt, sich die Frei­heit zu neh­men, ein Ziel zu ver­fol­gen, das für einen selbst, für die Orga­ni­sa­ti­on und die Gesell­schaft sinn­voll ist.

Teal ist keine magische Lösung für jeden und alles

Obwohl Teal vie­le Vor­tei­le hat, ist es kei­nes­wegs ein­fach oder bequem. Tat­säch­lich kann es jeden inner­halb des Systems manch­mal über­for­dern. Es braucht Zeit und har­te Arbeit, um all die Prak­ti­ken, Gewohn­hei­ten, Über­zeu­gun­gen und Wer­te­sy­ste­me, die durch frü­he­re Erfah­run­gen geprägt wur­den, zu ver­ler­nen oder abzu­bau­en. Die­se per­sön­li­che Ent­wick­lung ist weder immer nett, noch wol­len wir manch­mal in den Spie­gel schau­en und sicher kostet sie sehr viel Ener­gie. Teal oder Agi­li­tät sind kei­ne magi­schen Lösun­gen für alle Pro­ble­me oder Her­aus­for­de­run­gen. Es ist ein Kon­zept und ein Ansatz, der es uns ermög­licht, auf die Her­aus­for­de­run­gen zu reagie­ren, die uns gestellt wer­den. Um die­se mög­lichst stress­frei und gesund zu mei­stern, sind Teal-Orga­ni­sa­tio­nen immer auf der Suche nach einer mensch­li­che­ren Zusammenarbeit.

Im Mit­tel­punkt steht dabei die psy­cho­lo­gi­sche Sicher­heit, die Basis dafür ist, sich als Per­son voll zu zei­gen und gleich­zei­tig auch die oft gefor­der­te Feh­ler- oder Speak-up-Kul­tur ermög­licht. Ver­letz­lich­keit und die Fähig­keit, „Ich weiss nicht“ zu sagen, betrach­ten Teal-Orga­ni­sa­tio­nen als Stär­ke. Schei­tern wird als Teil der Inno­va­ti­on betrach­tet. Mit dem Ziel, dar­aus zu ler­nen und zu ver­ste­hen, war­um es pas­siert ist. Das bedeu­tet nicht, dass nie­mand für sei­ne Taten und Feh­ler ver­ant­wort­lich ist. Im Gegen­teil: Sich selbst als Unter­neh­mer zu sehen, der für sei­ne Ver­pflich­tun­gen, sein Arbeits­pen­sum und die Ein­hal­tung gemein­sa­mer Grund­sät­ze sowie für ihre Fähig­kei­ten und Gren­zen ver­ant­wort­lich ist, ist natür­lich nicht immer eine ange­neh­me Erfah­rung und erfor­dert ein hohes Mass an indi­vi­du­el­ler Reife.

Sich selbst als Unternehmer zu sehen, erfordert für Mitarbeitende ein hohes Mass an Reife. Abbildung: Diggity Marketing, Unsplash
Sich selbst als Unter­neh­mer zu sehen, erfor­dert für Mit­ar­bei­ten­de ein hohes Mass an Rei­fe. Abbil­dung: Dig­gi­ty Mar­ke­ting, Unsplash

Wie bewegt man Organisationen in das neue Zeitalter?

Wir alle befin­den uns auf einer Rei­se. Auch wenn wir leicht unter­schied­li­che Wege gehen und uns auf ver­schie­de­nen Etap­pen befin­den, ist die Rich­tung gleich: weg von einer hier­ar­chi­schen hin zu einer sich selbst­steu­ern­den Unter­stüt­zung. Weg von Fixed hin zu Growth Mind­set. Nur so kön­nen wir die Inno­va­ti­ons­be­reit­schaft einer Orga­ni­sa­ti­on und von jedem ein­zel­nen Betei­lig­ten för­dern. Vor sie­ben Jah­ren bega­ben wir uns auf unse­re eige­ne Rei­se und grün­de­ten kurz dar­auf ein 100-pro­zen­ti­ges Teal-Unter­neh­men. Seit­dem tei­len wir Lear­nings und per­sön­li­che Geschich­ten über die Höhen und Tie­fen die­ser neu­en Art des Arbeitens.

Als radi­kal selbst­or­ga­ni­sier­tes Unter­neh­men haben wir uns die Wer­te Selbst­ver­ant­wor­tung und Ganz­heit­lich­keit auf die Fah­ne geschrie­ben. Das spie­gelt sich auch in unse­rem hori­zon­tal orga­ni­sier­ten und auto­no­men Team wider. Als Pur­po­se-ori­en­tier­te Per­sön­lich­kei­ten erle­ben wir tag­täg­lich die Freu­den und Her­aus­for­de­run­gen, die mit der Auto­no­mie ein­her­ge­hen. Dabei haben wir nicht nur unse­ren eige­nen Umgang mit selbst­be­stimm­ten Gehäl­tern, Span­nungs­ma­nage­ment, Ent­schei­dungs­fin­dung, gewalt­frei­er Kom­mu­ni­ka­ti­on usw. ent­wickelt, son­dern wecken mit eben­so viel Lei­den­schaft das Poten­zi­al von Men­schen in ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen. Indem wir sie von ein­schrän­ken­den Struk­tu­ren und Pro­zes­sen befrei­en. Wir unter­stüt­zen unse­re Kun­den dabei, neue Arbeits­wei­sen zu ent­wickeln und anzu­pas­sen, um agi­ler, inno­va­ti­ver und wir­kungs­vol­ler zu wer­den. Die Erfah­rung aus unse­rem eige­nen Unter­neh­men ermög­licht es uns, authen­tisch zu bera­ten und indi­vi­du­ell zu unter­stüt­zen. Kurz­um, wir arbei­ten täg­lich mit Lei­den­schaft dar­an, New Work zu einem bes­se­ren Ort für vie­le Men­schen zu machen.

Abbildung: LIVEsciences
Abbil­dung: LIVEsciences

Timm Urschin­ger,

Mit­grün­der und CEO,

LIVE­sci­en­ces.

livesciences.com